Nach der Vorfreude die Ernüchterung

Zur Aufführung "Das Land des Lächelns" in der Beethovenhalle und zum Leserbrief "Operetten finden ihr Publikum" von Ingrid Grenzmann

Auch ich war in der Beethovenhalle, um mit großer Vorfreude und Erwartung die Operette "Das Land des Lächelns" anzusehen. Endlich - wieder einmal eine Operette auf dem Spielplan. Mit Euphorie kaufte ich die Karten für stolze 53 Euro pro Person, jedoch die Ernüchterung kam bei der Aufführung.

Der Ausdruck "Dorftheater" ist noch milde ausgedrückt. Ein dürftiges Bühnenbild über die gesamte Aufführungszeit, fehlende Schlüssigkeit der gespielten Rollen, fehlender Gemeinschaftsgeist, die zu spielende Operette über die Rampe, zum Publikum, zu bringen.

Für diese Art der Aufführung wäre ein(e) Saal/Turnhalle ausreichend gewesen - nicht aber die Beethovenhalle. Eine konzertante Vorstellung würde dann eventuell zur Darbietung passen.

Diese Aufführung des musikalischen Bühnenstückes erfordert kein neues Festspielhaus, benötigt wird aber eine möglichst werkgetreue Wiedergabe des von den Dichtern/Komponisten hinterlegten Kunstwerkes. Eine schwierige Aufgabe für die Kunstschaffenden, den Schalter umzulegen - vom Werk zum Publikum.

Renate Pilgrim, Bonn

Frau Grenzmann übersieht, dass Operetten auch für jüngere Menschen attraktiv sein können, wenn man sie nicht schmalzig inszeniert, sondern humorvolle kabarettistische Elemente einbezieht. Unvergessen sind mir zum Beispiel die Operetten, die das Bonner Schauspiel in der Halle Beuel aufgeführt hat und die meine Begeisterung für diese Musik mit begründet haben.

Das waren die Offenbach-Operetten La Perichole und Die Großherzogin von Gerolstein sowie die Kölner Aufführung der Banditen, die ich alle mindestens zwei Mal angeschaut habe. Aber auch die Aufführung der Lehar-Operette "Land des Lächelns" vom Bonner Schauspiel in der Beueler Halle ist mir unvergessen geblieben. Dagegen sind mir keine Bonner Vorstellungen von Opern so fest in der Erinnerung geblieben wie diese.

Seit dieser Zeit warte ich vergeblich auf ähnliche Aufführungen, in denen sich die Operette selbst ein wenig auf den Arm nimmt. Schade! Klar, dass Schauspieler oft nicht den Gesang eines Profisängers bieten können, das hat mir damals nichts ausgemacht.

Ich habe mich bei den Aufführungen königlich amüsiert und danach zu Hause die Musik auf CD besonders genossen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Operetten auch erstklassige Sänger verdient haben.

Benno Kunze- Obsieger, Bonn

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