Menschlicher denken

Zum Bericht "Debatte um Sterbehilfe für Kinder - In Belgien diskutieren nicht nur Politiker über die Einführung des Rechtes für Minderjährige, ihren Todeszeitpunkt selbst bestimmen zu dürfen", erschienen am 3. Januar

Der Artikel nebst Kommentar über die in Belgien geplante Sterbehilfe für todkranke Kinder geht weit über das eigentliche Thema "Sterbehilfe für Kinder" hinaus. Er berührt das Thema "Sterbehilfe" allgemein.

Ohne barmherzige Sterbehilfe kann das Sterben ein scheinbar unendlich langer Prozess sein - gefesselt an eine unmenschliche Maschinerie, nicht mehr in der Lage, einen Willen zu äußern, über Jahre hinweg ausgeliefert an einen gefühllosen Apparat, der nur das Bestreben hat, ein längst nicht mehr lebenswertes Leben durch den Einsatz angeblich fortschrittlicher Technologie so lange wie irgend möglich vom erlösenden Tod abzuhalten. Mehr als acht Jahre lang lag zum Beispiel der jetzt verstorbene frühere israelische Ministerpräsident Ariel Scharon im Koma, zwangsweise ernährt und beatmet.

In Deutschland ist aktive Sterbehilfe immer noch verboten. Das Verbot in Deutschland führt zu steigendem "Sterbetourismus" in demokratische Länder wie die Schweiz, Nun will der neue Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) jede Form von Hilfe zur Selbsttötung verbieten, wie sie zum Beispiel in der Schweiz geboten wird. Dabei hat selbst ein kirchlich aktiver katholischer Christ wie Hans Küng berichtet, dass er bereits einem Schweizer Verein beigetreten ist, damit er dort bei zunehmend schwerer Erkrankung Hilfe, ein menschenwürdiges Ende geboten bekommt. Das soll ihm nun verboten werden.

Das Selbstbestimmungsrecht des Menschen, ein unabdingbarer Bestandteil der menschlichen Würde auch hinsichtlich des Todes, wird in Deutschland einfach ignoriert. Dabei wäre es doch so einfach: Statt neue Verbote zu erlassen, sollte sich der Gesetzgeber ein Beispiel an den bewährten humanen Regelungen für die Sterbehilfe in demokratisch denkenden Nachbarländern nehmen.

Hans Gilles, Bonn

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