Menschlich, aber nicht herrlich

Zum Bericht über das neue Buch "Tumult" Hans Magnus Enzensberger vom 11. November

In dem informativen Text hat sich, glaube ich, ein unangemessener Passus eingeschlichen. Da heißt es: "Als ein von der Menschenjagd aufgehetzter armer Teufel" den Studentenführer Dutschke in den Kopf schoss und Demonstranten daraufhin versuchten, das Springer-Hochhaus zu stürmen, saß Enzensberger gerade bei Freunden in einem Prager Vorort Liwanzen, debattierte über den Prager Frühling und die Zukunft der experimentellen Poesie."

Und dann: "Herrliche Details wie diese liest man in ,Tumult', einem Buch, ..." Sind das tatsächlich "herrliche Details", wenn einer sich lustvollem Essen und intellektuellen Höhenflügen hingibt, während andernorts ein Mensch ermordet wird und empörte Menschen daraufhin ihrer Wut freien Lauf lassen und gegen die Hauptschuldigen demonstrieren?

Richtig ist: Herr Enzensberger war als Förderer der Studentenbewegung moralisch und intellektuell stets mit dabei, doch niemals mittendrin. Man könnte tatsächlich sagen: Der ging dann lieber essen. Das ist menschlich, aber "herrlich" ist das nicht.

Wolfgang Larmann, Swisttal

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