Mehr Transparenz gegenüber den Steuerzahlern

Zu den Berichten über die Finanzen des Erzbistums Köln und den Kommentar "Auf dem richtigen Weg" von Delphine Sachsenröder, erschienen am 19. Februar

 Ein Aufbewahrungsbehältnis für Reliquien steht in Köln in der Vitrine der Domschatzkammer.

Ein Aufbewahrungsbehältnis für Reliquien steht in Köln in der Vitrine der Domschatzkammer.

Foto: dpa

Mit Ihrem Kommentar liegt Frau Sachsenröder grundsätzlich richtig. "Mehr Transparenz" schulden die Bistümer jedoch nicht nur ihren Kirchensteuerzahlern, sondern allen Steuerzahlern in der Bundesrepublik Deutschland, solange Bischöfe, Weihbischöfe und weitere Funktionsträger sowie Lehrkräfte, Kindergärten und andere Einrichtungen in der Trägerschaft der Kirche bis zu 100 Prozent aus den öffentlichen Steuerkassen bezahlt werden.

Günther Wyrwoll, Meckenheim

Annähernd 3,5 Milliarden Euro umfasst das Vermögen des Bistums Köln. Wenn man die Beteiligungen an anderen, wie etwa Wohnungsbauunternehmen, nach realistischem Wert mit in die Bilanz des Bistum einkalkuliert, dann dürfte das Vermögen der Kölner Katholiken noch deutlich höher liegen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber wirklich durchsichtig sind weder die Geschäftszahlen des Bistums noch die rechtliche Organisation, also die verschiedenen Ebenen von Firmen, Beteiligungen, Stiftungen und so manch anderen transaktionsorientierten Gesellschaften, die mehr den Profit als das Seelenheil der Gläubigen im Fokus haben. Auf der anderen Seite reagiert die katholische Kirche, wie Medien immer mal wieder berichten, auf verschiedene Austrittswellen von Gläubigen mit Stellenabbau in Kinderbetreuungseinrichtungen oder sonst wo.

Zudem beansprucht die katholische Kirche für sich, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihrem Glaubensbekenntnis oder dem Familienstand auszusuchen beziehungsweise weiter zu beschäftigen. Da fragt man sich ernsthaft, wie dies mit dem Recht auf freie Wahl des Arbeitsplatzes im Grundgesetz vereinbar ist? Ganz einfach, in manchen Bereichen hat die Kirche Sonderrechte. Das ist wie mit den Polizeifahrzeugen, die im Stau stehen und ohne konkreten Einsatz das Blaulicht anschalten, damit sie schneller an wartenden "Normalbürgern" vorbeifahren können.

Wie auch immer, wenn mit dem Geld Gutes getan wird, soll mir das Recht sein. Tue Gutes und sprich darüber, so sagt man so schön. Aber dann muss die Kirche auch dort Transparenz walten lassen, wo das berühmte Mäntelchen des Schweigens allzu oft ausgebreitet worden ist.

Matthias Möseler, Bonn

Die im GA dargelegte Veröffentlichung zum Vermögen des Erzbistums Köln - Teil der katholischen Kirche und somit Bestandteil einer Weltkirche - ist sachlich gut recherchiert, führt aber in ihrer Tendenz zu einer zwiespältigen Situation, weil sie den Wesenskern der Kirche - göttliche Stiftung durch Jesus Christus sowie Übermittlung seiner Botschaft - ausblendet.

Um diesen Auftrag zu erfüllen, braucht die Kirche materielle Güter. Dass die Kirche weltweit im Rahmen der christlichen Nächstenliebe durch ihre Mitglieder-Ordensgemeinschaften tätig ist, sollte auch bei der Diskussion um das "liebe Geld" mit einfließen.

Heinz-Joachim Schwalme, Bonn

Die erstmalige öffentliche Bilanzierung des Vermögens des Erzbistums Köln ist aus Transparenzgründen sehr zu begrüßen. Darin findet sich auch die Information, dass ca. 2,3 Milliarden Euro in Wertpapieren angelegt sind. Die ethisch-ökologische Qualität dieser Anlagen sollte nun auch in den Blickpunkt rücken.

Unter den im Bericht genannten Ausschlusskriterien finden sich leider keine ökologischen. Insbesondere Investitionen in fossile Energien, die den Klimawandel anheizen und die Bewahrung der Schöpfung gefährden, erfahren gerade - glücklicherweise - von mehr und mehr Akteuren großen Gegenwind.

Große internationale Pensionsfonds ziehen sich aus diesen Anlagen zurück, der Weltrat der Kirchen hat hier auch erste Schritte unternommen. Im vergangenen Jahr beschloss die katholische Universität Dayton in den USA, Investitionen aus fossilen Energien abzuziehen.

Im Juni wird eine Enzyklika des Papstes zum Thema Umwelt erwartet, die sich vermutlich klar zum Klimaschutz bekennen wird. Auch das Kölner Erzbistum sollte daher hier ernsthafte Schritte zum "Divestment" aus fossilen Energien unternehmen, denn zurecht wird Klimaschutz von vielen als moralischer Imperativ gesehen, leiden doch insbesondere die ärmsten Menschen und Länder, die am wenigsten zu seinen Ursachen beigetragen haben, an den Klimafolgen.

Sven Harmeling, Bonn

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