"Mehr Aufbruchsstimmung erzeugen"
Zum Artikel "Zahlen, die alles und nichts bedeuten" sowie zum Kommentar "Allerletzte Ausfahrten" von Wolfgang Wiedlich zum Klimaschutz, erschienen am 12. Juni. Ferner zum Artikel "Paradoxe Gleichgültigkeit" von Wolfgang Wiedlich im "Journal" vom 13. Juni
Im Artikel "Paradoxe Gleichgültigkeit" warnt Ihr Klimaexperte Wolfgang Wiedlich zu Recht vor den Folgen einer heraufziehenden Klimakatastrophe. Diese Warnung ist nicht nur lesens- und empfehlenswert, sie sollte vor allem auch von allen beherzigt werden. Selbst der einsichtige und gutwillige Bürger sagt und fragt sich aber: Was kann ich als Einzelwesen verändern, wenn Milliarden das Gegenteil tun? So versteckt sich die Masse hinter die Ohnmacht des Einzelnen.
Einen Großteil der Umweltbelastungen verursacht der Autoverkehr. Meistens sitzt der Fahrer alleine im Auto. Welch eine Verschwendung, die sich nur mit Bequemlichkeit und Prestigedenken erklären lässt. Mehr körperliche Bewegung wäre gesünder, als sich auf dem kürzesten Weg hinters Steuer zu setzen.
Die Benutzung des ÖPNV würde den klammen Kassen der öffentlichen Hände guttun. Und dass der Nachbar ein größeres, schnelleres und prestigeträchtigeres Auto fährt, sei ihm neidlos gegönnt. Auch stünde Bonn nicht kurz vor dem Untergang, wenn die Südtangente nicht käme.
Heinrich Schöpe, Bonn
Wie aus der Feder von Wolfgang Wiedlich gewohnt, gut recherchiert und verständlich dargestellt, trägt sein Artikel zum obigen Thema viele wichtige Fakten zusammen: Die Ursachen, die Wirkungen, die Folgen und - vor allem - die Mankos beim Umgang mit dem schon seit längerem vor sich gehenden Klimawandel, mit dem Fazit: ein negativer bis hoffnungsloser Fall, ein Untergangsszenario.
Gibt es denn gar nichts Positives zu berichten? Ist nicht endlich auch ein Umdenken, das Erzeugen einer Aufbruchsstimmung erforderlich? Sollten nicht endlich nicht nur die Mankos bei den Einsparungs- und Vermeidungsverfahren und -Aktionen dargestellt werden, sondern auch gangbare Wege aus der Misere gesucht, gefunden und dargestellt werden?
(In diesem Punkt weist übrigens der Klimawandel interessante Parallelen zur aktuellen Finanzsituation in Griechenland auf). Neue, andere Lösungen müssen generiert, vorangebracht, publiziert, promoviert und so schnell wie möglich auch praktiziert werden.
Aber das funktioniert erfahrungsgemäß nur über das Aktivieren des Renditedenkens auf allen beteiligten Ebenen durch ein Inaussichtstellen: 1. Bei der Forschung: von finanzieller Bestätigung, Ruhm und Ehre für erfolgreich Kreative. 2. Bei der Wirtschaft: von (mittelfristig) großen Gewinnen. 3. Bei der Politik: der Erfolgsmeldung "Wir haben die Welt gerettet". 3. Beim (Rest) der Menschheit: Schäden konnten abgewendet und Existenzen gerettet werden.
Und wie könnte das gehen? Kohlendioxid muss endlich nicht mehr nur als Feind und Schädling, sondern verstärkt als Sekundärrohstoff angesehen und behandelt werden. Gute Ansätze hierzu sind zwar vorhanden, aber mangels effektiver Promotion und Finanzierung scheinen diese Aktivitäten ein Schattendasein zu führen und verdienen erheblich mehr Aufmerksamkeit.
Hier ist natürlich zunächst und vor allem die Forschung gefragt und da diese (viel) Geld braucht, ist sie auf die Promotion durch visionäre Menschen, speziell aus der Publizistik, angewiesen, die mit Geschick die Öffentlichkeit und damit natürlich speziell potenzielle Sponsoren für ein ganz großes und (für manche) überlebenswichtiges Thema mobilisieren können. Mein Fazit: Statt (nur) Untergangsszenarien darzustellen, mehr Aufbruchsstimmung erzeugen!
Horst Ehrhardt, Bonn