Machtkampf auf Kosten der Reisenden

Zum Artikel "GDL-Chef Weselsky möchte schnell mehr Macht" vom 25./26. Oktober

 Ein Vater wartet mit seinen Söhnen auf dem Hauptbahnhof in Berlin: Die Meinungen der Bahnreisenden zum Streik sind geteilt. FOTO: DPA

Ein Vater wartet mit seinen Söhnen auf dem Hauptbahnhof in Berlin: Die Meinungen der Bahnreisenden zum Streik sind geteilt. FOTO: DPA

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In dem Artikel wird zu Recht darauf hingewiesen, dass die Streikgeldunterstützung, die der Deutsche Beamtenbund (dbb) als Dachverband seiner Mitgliedsgewerkschaft GDL bisher gewährt hat, nicht automatisch erfolgt, sondern von einer Kommission des Bundesvorstandes genehmigt werden muss. Diese Genehmigung sollte umgehend zurückgenommen werden. Die Streiks der Lokführer werden auf dem Rücken der Fahrgäste und der Wirtschaft ausgetragen, sie schaden zunehmend der Allgemeinheit.

Da für die Streikunterstützung die Beiträge der übrigen Mitglieder des dbb "verbraten" werden, sollten diese in dem besagten Sinne Druck auf den dbb-Vorstand ausüben. Eine Beendigung der Streikunterstützung dürfte auch im Interesse des dbb liegen. Er darf als Organisation der Beschäftigten im öffentlichen Dienst nicht den Eindruck erwecken, als sei ihm das Allgemeinwohl gleichgültig.

Heinz-Jürgen Wurm, Siegburg

Alle Arbeitnehmer - auch die Lokführer - sollen möglichst ihren gerechten Lohn erhalten. Dafür gibt es Organisationen, die sich dafür einsetzen, auch mit Streikmaßnahmen. Was sich aber im Bahnbereich derzeit abspielt, das hat mit der eigentlichen Sache wohl nicht mehr viel zu tun. Da gibt es die Lokführergewerkschaft GDL, deren Vorsitzender sich vorgenommen hat, neben den Lokführern nun auch noch für das Zugbegleitpersonal unter anderem Lohnforderungen zu stellen. Dazu muss man wissen, dass neben der GDL noch eine größere Gewerkschaft existiert, in der die Arbeitnehmer der Bahn aller Fachbereiche zusammengefasst sind und die deren Forderungen bei dem Arbeitgeber entsprechend vertritt; also auch die des Zugbegleitpersonals.

Es wäre also widersinnig, in einem Unternehmen für eine Arbeitnehmersparte zwei verschiedene Tarife zu zahlen. Das müsste eigentlich einem GDL-Vorsitzenden auch einleuchten. Des Weiteren ist auf Anregung des GDL-Vorsitzenden innerhalb weniger Tage zweimal länger gestreikt worden und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, zu dem in einigen Ländern der Bundesrepublik Schulferien begannen oder endeten. Das war eine arge Zumutung für viele Eltern und ihre Kinder (und nicht nur für sie!), die entweder per Bahn in die Ferien fahren oder von dort heimkehren wollten.

Der Vorsitzende rühmt sich dabei damit, dass durch die Streikmaßnahme durchschnittlich 85 Prozent des Eisenbahnverkehrs zum Erliegen gebracht oder zumindest beeinträchtigt wurden! Überdies scheint mir der Vorsitzende auch nicht unbedingt gewillt zu sein, eine baldige Einigung herbeiführen zu wollen, denn er hat Gesprächsangebote der DB abgelehnt mit der Begründung, dass dabei doch nichts herauskommen würde. Ich meine, dass die GDL nun den Bogen überspannt.

Und ich glaube auch nicht, dass alle der organisierten Lokführer mit dieser Art des Arbeitskampfes einverstanden sind. Das Verständnis und die bewundernswerte Geduld bei den Bahnnutzern für diesen Streik dürfte allmählich sehr abnehmen - und das zu Recht.

Peter Coulon, Alfter

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