"Liebe Privatpatienten, seien Sie auf der Hut"

Eine Leserin beklagt nach ihren Erfahrungen einer "Zwei-Klassen-Medizin"

Zunächst verlief alles so, wie es der Privatpatient gewohnt ist: Über die eigens für Privatpatienten eingerichtete Hotline erreichte ich die orthopädische Praxis meiner Wahl. Ich bekam auch rasch einen Termin für meinen schmerzenden rechten Arm, während meine Freundin trotz gravierenderer Beschwerden schon vier Wochen auf einen Termin wartete. Am Behandlungstag wurde ich trotz vollem Wartezimmer bald aufgerufen. In dieser großen Gemeinschaftspraxis von vier Ärzten behandelte mich der Senior.

Nach Nennung meiner Beschwerden wurde nicht etwa in irgendeiner Form mein rechter Arm angesehen. Zunächst mussten Röntgenbilder des Rückgrats gemacht werden. Denn "es bestand da doch mal ein leichter Vorfall an der Halswirbelsäule. So etwas könnte sich auf den Arm negativ auswirken und die Schmerzen auslösen". Also auf in die Röntgenabteilung, dann zurück zum Senior. "Nein, der Vorfall hat sich nicht verschlechtert, aber was sehe ich da? Das könnte ein Ansatz von Ostheoporose sein." Ich wurde gefragt, ob ich meine Knochendichte in meinem Alter nicht schon einmal untersucht hätte. Meine Antwort "ja, anhand einer Fußmessung; das Ergebnis war in Ordnung" wurde sofort abgetan, weil dies keine fundierte Messung sei.

Was eine fundierte Messung ist, erfuhr ich dann. Im Liegen musste ich einen riesigen "Wagen" über mich gleiten lassen, der vermutlich an jeder Stelle meines Körpers die Knochendichte maß. Nachdem ich wieder dem Doktor gegenübersaß, wurde mein Arm gar nicht mehr erwähnt. Ein minimaler Befund zeigte sich am linken Oberschenkel, der nun fortan mit Vitamin D zu behandeln ist. Eine Maschine stand nun noch aus. Mein Rückgrat wurde vermessen.

Nach zweieinhalb Stunden Behandlung verließ ich mit einem Rezept über Vitamin D die Praxis. Erst im Café nebenan wachte ich auf, als ich nämlich merkte, dass es mir schwer fiel meine Tasse Kaffee mit der rechten Hand zum Mund zu führen. Liebe Privatpatienten, seien Sie auf der Hut.

Bärbel Sievers, Troisdorf

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