Kulturbürokratie zerstört ein Lebenswerk

Zur Diskussion um das Collegium musicum an der Universität Bonn.

Das Collegium musicum wurde 1953 von Prof. Emil Platen gegründet und war seitdem in über 40 Ländern der ganzen Welt ein Kulturbotschafter nicht nur der Universität und der Stadt Bonn, sondern ganz Deutschlands. So gelang es zu Zeiten des Kalten Krieges, Einreisegenehmigungen für Konzertreisen nach Rumänien und Polen zu erlangen und so zur Völkerverständigung beizutragen. Walter Mik führte dieses Werk fort.

Das Collegium musicum durfte 2001 als erstes Orchester weltweit nach Nordkorea reisen. Damals war die Universität zu Recht stolz auf ihr Aushängeschild. Jetzt ist aber aus einer Sachentscheidung um die personelle Neubesetzung des musikalischen Leiters ein Grundsatzkonflikt zwischen Hochschulverwaltung und Studenten geworden, welcher das Collegium musicum in seiner Existenz bedroht.

Professor Platen muss im hohen Alter mit ansehen, wie sein Lebenswerk durch unsachliche Kulturbürokratie zugrunde gerichtet, ein sachlicher Konflikt zu einem Politikum degeneriert und dabei das eigentliche Ziel, nämlich studentisches Musizieren, völlig aus dem Auge verloren wird. Das Rektorat setzt in der Sache auf Härte und will diese im Alleingang regeln. Was mir dabei große Sorgen bereitet ist die Tatsache, dass in der Pressemitteilung der Universität zur Rektoratssitzung nur noch vom "vielfältigen Musikbereich unter dem Dach des Kulturforums" und einem "Chor- und Orchesterleiter" die Rede ist.

Die Begriffe Collegium musicum und Akademischer Musikdirektor tauchen dabei überhaupt nicht mehr auf, was befürchten lässt, dass diese Institutionen tatsächlich abgeschafft werden und die bisherigen administrativen Aufgaben vollumfänglich auf die Kulturintendantin übergehen sollen. Die Ensembles wären damit aber nur noch Vasallen des Kulturforums.

Torben Leutenantsmeyer, Bonn

In ihrem Bericht über die musikalische Demonstration des Collegium musicum am Dienstag wird als Ursache für die Misere gesehen, dass sich "der Streit zwischen Universiäts-Leitung und den Mitgliedern des Collegium musicum vor allem an der Besetzung einer Findungskommission entzündete, die wiederum frühzeitig ihre Arbeit aufgab".

Diese Behauptung bedarf einer Korrektur, denn die Mitglieder des Collegium musicum waren an der Besetzung des Findungskommission überhaupt nicht beteiligt, sondern diese wurde von der Kulturintendantin eingesetzt.

Erfreulicherweise waren aber zwei studentische Mitglieder in dieser vertreten, die, als die Verantwortliche das Fehlen eines Kommissionsmitglieds mit orchestralen Kompetenzen feststellte, in konstruktiver Weise mehrere Vorschläge unterbreiteten, die die Verantwortliche aber nicht in der Lage war umzusetzen.

Die studentischen Vertreter bestanden auch nicht auf einer entsprechenden Erweiterung, sondern hätten das in allen Einzelheiten vorbereitete Probedirigat gerne durchführen lassen.

Das Scheitern hat also einzig und allein diese Kulturintendantin zu verantworten. Und wieso der Rektor der Universität (Spezialgebiet Destruktivismus) den Dialog mit den Studenten wegen deren "destruktiver Energie" ablehnt, ist ein Skandal.

Martin Fink, Bonn

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