Kinder sind die Leidtragenden
Zum Leserbrief "Ungewöhnliche Namen eine Frage der Gewöhnung"
So viel gut gemeinter Unsinn fordert doch heraus: In seinem Leserbrief stellt Thomas Belz die These auf, "ungewöhnliche Vornamen" seien von altersher üblich gewesen, ja, sie seien Ausdruck der mythologischen Wurzeln, die unsere Vorfahren und andere Völker mit der Namensgebung in schützender Erwartung für das Neugeborene verbanden. Wir hätten diesen Bezug nur verloren. Herr Belz verwechselt Etymologie mit der Publicity-Sucht vieler Prominenter.
Mit dem Namen "Sommerregen" trieb Christina Aguilera sicher nicht die Sorge um den Schutz altbewährter Sommergeister fürs Baby um, eher der Gedanke, dezent auf erotische Erlebnisse hinzuweisen. Schlimm daran ist die Nachahmung, die das bei dem Prototyp "Verkäuferin im Supermarkt oder Angestellter im Online-Shop" findet.
Tina Stommels köstlicher Kommentar beschreibt dies exakt: Die Leidtragenden sind die Kinder. Und seit langem tragen die sogenannten Unterschicht-Kinder einen Makel, wenn sie, gut gemeint, Chantal oder Kevin heißen. Ein positives Gegenbeispiel zeigt sich an der Konjunktur biblisch verankerter jüdischer Namen - Judith, Hannah, Mirjam, Tobias, Elias, Noah -, die gerade junge Eltern ihren Kindern seit längerem geben.
Kinder sollten nicht in ihrem Namen die gescheiterten Zukunftshoffnungen ihrer Eltern auf der Stirn tragen - liebe Standesämter, bleibt so rigoros wie bisher und wehret den Anfängen.
Ingrid Schormann, Rheinbach