Intendantin sollte fürs Festspielhaus kämpfen

Zum Interview mit der Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner ("Utopien müssen sein"), erschienen am 24. November

Gleichermaßen bestürzt und bedauernd nehme ich zur Kenntnis, dass Frau Wagner in ihrer eigentlichen Aufgabe noch nicht Fuß gefasst zu haben scheint. Was ist die Aufgabe der Intendantin des Beethovenfestes? Es ist die Aufgabe, Visionen zu entwickeln. Da ist zuallererst die Vision, das Beethovenfest nicht nur in der Erfolgsspur zu halten, in die es über ein Jahrzehnt durch ihre Vorgängerin geführt wurde, sondern diesen Erfolg möglichst weiter zu entwickeln.

Wie aber passt dazu, dass die Intendantin sagt "Die jetzige Leuchtturmfunktion des Beethovenfestes aber wird es sicher nicht mehr geben, (...) weil die Finanzstrukturen sich ändern werden"? Dann ist es die Vision, als Festivalintendantin zu helfen, das mit zu entwickeln, was andere europäische Städte auch geschafft haben, nämlich aus Bonn eine echte Festspielstadt und das Beethovenfest zum kulturellen Leuchtturm einer solchen Festspielstadt zu machen.

Dass dieses Vorhaben gewaltig ist, ist richtig; über die Realisierbarkeit nachzudenken, ist ebenfalls legitim. der Intendantin darf dann allerdings doch erwartet werden, für die Realisierung nicht nur zu werben sondern zu kämpfen. Stattdessen kümmert sie sich lieber um die Sorgen derer, "denen der WCCB-Schock noch tief in den Knochen steckt".

Dass dem WCCB-Desaster hochgradige Inkompetenz und andere Tatbestände zugrunde liegen, ist bekannt und sollte eben nicht verglichen werden mit einem Projekt, für welches der Stadt auf dem Silbertablett ein unvorstellbares Finanzgeschenk angeboten wurde. Dieses nicht aufzugreifen und daraus etwas zu machen, das wäre der eigentliche nächste Skandal, der einen nachhaltigen Imageschaden für unseren Kulturstandort bedeuten würde. Frau Wagner ist nicht "in die Schusslinie genommen" worden, sie hat sich durch nicht sachgerechte Äußerungen selbst in sie hineinmanövriert - sic tacuisses.

Thomas Klingenheben, Bonn

Soll nun schon das Projekt Festspielhaus zu Grabe getragen werden? Ich verstehe weder Frau Wagner, noch die Landesregierung. Wenn Frau Wagner im Interview behauptet, sie habe noch "nie ein Wort gegen das Festspielhaus" gesagt, kann ich nur entgegnen: auch nie noch ein Wort für das Festspielhaus. Und was sie als "notgedrungene Hypothese" bezeichnet, nenne ich Vision.

Frau Wagner als Kulturwissenschaftlerin müsste wissen, dass gerade Visionen den Fortbestand der Kulturen sichert. Ihre Relativierung, dass unsere Region "bevölkerungsreich" sei, trifft ebenfalls nicht den Kern der Sache. Jeder kann jederzeit vor dem Beethovenhaus die Touristen aus aller Welt sehen, die gerne tagsüber ins Geburtshaus und abends ins Festspielhaus gehen möchten. Offensichtlich gilt Beethoven in anderen Ländern mehr als in seinem Geburtsland. Schade!

Zu dem Schluss kommt man auch, wenn man die aktuelle Position unserer Landesregierung betrachtet. Woher kommt diese plötzliche Gleichmacherei? Bonn ist nun mal die Geburtsstadt Beethovens und nicht Duisburg oder Oberhausen. Die angeblich gerechte Subventionierung von Opernhäusern in NRW-Städten kann deshalb auch nicht als Vergleich herhalten. Den besonderen Status Bonns dokumentiert Frau Kraft schließlich selbst mit ihren jährlichen Besuchen des Beethovenfestes.

Christa Klein, Bonn

Frau Wagners Stellungnahmen sind durchsetzt von Zweifeln und Befürchtungen ohne Beleg, zum Beispiel "schwindendes Konzertpublikum", "erschien mir die genannte Zahl sehr hoch gegriffen" (ausgerechnet in Bonn, dessen bisherigen Beethovenfesten Frau Wagner selbst steigenden Erfolg attestiert), "denen der WCCB-Schock noch tief in den Knochen steckt", wobei Frau Wagner ignoriert, dass die Finanzierungsstrukturen keinerlei Gemeinsamkeiten aufweisen. Die "Bürger für Beethoven" wiederholen seit Jahren gebetsmühlenartig: Die Baufinanzierung des Festspielhauses erfolgt vollständig privat.

Zusammengefasst: Wir Bonner schätzten seit über 15 Jahren klares Eintreten der Intendanten Willnauer und Schmiel für das Festspielhaus auf der Grundlage belastbarer Informationen und bedauern daher besonders, dass Frau Wagner die Angebote der seit Jahrzehnten besten Kenner der Bonner Kulturszene, nämlich der Gesellschaft "Bürger für Beethoven", bisher nicht genutzt hat. Dazu gehören neben den Informationen auch die von Ilona Schmiel regelmäßig besuchten Veranstaltungen der "Bürger für Beethoven", wie zur Eröffnung des Festes "Bühne frei für Beethoven", der Musikwettbewerb "Beethoven Bonnensis", Künstlerempfänge, Beethoven-Ring-Verleihung, Preisverleihung zum Schaufensterwettbewerb. Dabei haben die "Bürger" nach Frau Wagner während des Beethovenfestes 2014 vergeblich Ausschau gehalten.

Übrigens: Nach dem Beethovenfest wäre ohne die "Bürger für Beethoven" auch das Festspielhaus-Projekt längst gestorben und begraben.

Horst Gundelach, Bonn

Bonn hat seit Anfang 2014 eine neue Intendantin für das Beethovenfest. Sehr verwunderlich jedoch ist für alle engagierten musikliebenden Freunde des Festivals die Tatsache, dass ausgerechnet diese Intendantin sich nicht für das geplante Festspielhaus zu Ehren des 250. Geburtstages des berühmtesten Sohnes der Stadt Bonn einsetzt, sondern sich sogar auf die Seite der Festspielhaus-Skeptiker und Gegner begibt.

Ist es nicht gerade Aufgabe der Intendanz, die bereits vorhandenen und zum Teil hart erkämpften Planungen und Zusagen für das neue Festspielhaus unterstützend zu fördern und programmbezogene tragfähige Zukunftskonzepte zu entwickeln? Ilona Schmiel, die Vorgängerin von Frau Wagner, hat ein gut aufgestelltes, ideenreiches Festival übergeben, das nicht zurückgehende, sondern im Gegenteil zunehmende Besucherzahlen gebracht hat. Das Festspielhaus-Projekt wurde von ihr nachdrücklich unterstützt.

Es wäre wunderbar, wenn Nike Wagner in die Fußstapfen ihres Ahnherrn treten würde und mit mehr Enthusiasmus und Engagement ebenfalls einen Festspielhausbau fördern würde - heute nicht in Bayreuth sondern in Bonn. Genau das war und ist die Hoffnung all derer, die sich über einen langen Zeitraum für das Projekt 2020 in Bonn einsetzen.

Roswitha Schmitt, Bonn

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