In Wahrheit militärischer Eroberungsfeldzug

Zum Kommentar "Tiger statt Katze" von Stefan Scholl und zur Karikatur von Burkhard Mohr, erschienen am 29. August, sowie zur Krise in der Ukraine

Niemand in Europa braucht Ukrainer, die das Geld, das sie nicht haben, in eine Rüstung stecken, die sie nicht brauchen. Die Zusammenarbeit zwischen der EU und Russland ist so existenziell wichtig für den Kontinent, dass es keine andere Priorität geben kann. Es kommen so große Schwierigkeiten und Herausforderungen auf Europa zu, dass wir uns eine Spaltung nicht erlauben können.

Nur Russland und die EU gemeinsam sind in der Lage, die wirtschaftlichen Probleme der Ukraine zu bessern. Dazu bedarf es sicher nicht der Hilfe der USA, die niemals im Interesse Europas gegeben werden wird, die im Gegenteil die Spaltung Europas fördern soll, um politische Konkurrenten am Boden zu halten.

Heinz-Werner Bähr, Troisdorf

Wie sich die Aussagen von Kommunisten doch ähneln: Niemand hat die Absicht, in die Ukraine einzumarschieren oder diese zu destabilisieren.

Michael Voßloh, Meckenheim

Mohrs Karikatur unterstreicht gekonnt den zutreffenden Kommentar. Selbst die russische Propagandamaschinerie hat es aufgegeben uns vorzugaukeln, dass in der Ukraine nur freiheitsliebende Bürger in ihrer Not gegen eine bösartige Zentralregierung in Kiew rebellieren. Nein, was im Osten der Ukraine stattfindet, ist der militärische Eroberungsfeldzug, mit dem Kreml-Herrscher Wladimir Putin sein russisches Reich erweitert.

Nach der Krim-Eroberung will er ganz offensichtlich eine russische Landverbindung zur Krim erkämpfen.

Dagegen ist die zivilisierte Welt leider ziemlich machtlos. Denn eine Kriegsbeteiligung des Westens will aus naheliegenden Gründen niemand. Als einzige Maßnahmen bieten sich an: Putin noch deutlicher mit Sanktionen zeigen, dass er am Tisch der zivilisierten Welt nichts verloren hat und ihm nur gleich gesinnte Diktatoren als Freunde bleiben - von Nordkorea bis Weißrussland. Ferner der Einsatz von OSZE und möglichst klare Entscheidungen der UNO. Im Idealfall mit einem UN-Mandat für Blauhelme zur Sicherung der Krisenregion. Aber das ist ein langer Weg. Bis dahin werden leider noch viele Menschen unter der Willkür zu leiden haben.

Friedemann Weckbach-Mara, Meckenheim

Es dürfte trotz aller Unsicherheiten, nachdem die Separatisten es selber bestätigt haben, keinen Zweifel mehr geben, dass Angehörige der russischen Streitkräfte als Freiwillige auf Seite der Separatisten in der Ukraine selber kämpfen. Russland selbst behauptet immer wieder, nicht mit eigenen Streitkräften engagiert zu sein.

Putin versucht offensichtlich, um glaubwürdig zu bleiben, so der Verpflichtung nachzukommen, den Schutz russischer Bürger, notfalls auch mit militärischen Mitteln, zu gewährleisten, ohne international als Staat eines völkerrechtswidrigen Vorgehens beschuldigt zu werden.

Ob eine Unterstützung in der gegenwärtigen Form, dass Angehörige der Streitkräfte - zumindest geduldet, wenn nicht gefördert durch den Staat - als Freiwillige mit militärischer schwerer Ausrüstung den Regeln des Völkerrechts entspricht, ist sehr wohl fraglich. Die Welt muss sich offensichtlich auf eine russischen Interessen dienende Auslegung des Völkerrechts durch Putin einstellen und darauf, dass vergleichbare Aktivitäten auch in anderen, vor allem an die Föderation angrenzenden Regionen à la longue nicht auszuschließen sind.

Eberhard Lochmann, Bonn

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