Im Konzert oder Theater haben erkältete Besucher nichts zu suchen

Zum Leserbrief von Sigrid Schiefen ("Im Winter muss man mit der Husterei der Konzertbesucher rechnen") vom 12. Januar

Der Husten-Leserbrief von Frau Schiefen, die gleichsam freies Husten für freie Bürger empfiehlt, macht mich zornig. Im Rock-Konzert bleibt der lauteste Huster ungehört: die Musik ist um ein Vielfaches lauter. Beim Volksmusikgeklatsche stört Husten nicht sonderlich. Weniger anspruchsvolle Klassik (wie öfter bei Neujahrskonzerten) verträgt gelegentliche Huster. Bei anspruchsvollen Klassikkonzerten gibt es neben lauten Ausbrüchen oft lange leise Passagen. Unser Ohr kann sich leider nicht wie ein Laserstrahl nur auf die Musik des Orchesters richten; es hört alle anderen Geräusche mit und wird dadurch gestört und aus dem musikalischen Zusammenhang gerissen. Wer das nicht begreift, begreift wohl auch wenig von der Musik, die da erklingt.

Mit sehr starker Erkältung sollte man zu Hause bleiben. Sonst helfen Hustenbonbons (inzwischen meist kostenlos im Foyer), leises ins Taschentuch-Husten stört weniger. Und mit Selbstdisziplin lässt sich allerlei Gehuste ganz vermeiden. Das Husten einiger Konzertbesucher ist allerdings nur rücksichtslos, unverschämt, ignorant und dummdreist. Es stört wie das Lesen und Blättern der Gelangweilten im Programm von vorne nach hinten und wieder von hinten nach vorn. Auch Musiker sind erkältet: Ich habe aus dem Orchester nie so ein Gebelle gehört wie aus dem Auditorium.

Alfred Ott, Bonn

Die Sichtweise von Frau Schiefen kann ich überhaupt nicht teilen. Im Konzert oder Theater haben erkältete Besucher nichts zu suchen. Als Fan von Heinz Erhardt hatte ich mir zu Beispiel frühzeitig zwei Karten im Kleinen Theater besorgt. Ein Erhardt-Film wurde nachgespielt. Meine Frau und ich hatten uns sehr darauf gefreut. Und dann bekam ich über Weihnachten einen Reizhusten, den ich so schnell nicht wegbekam.

Ich verloste die Karten unter meinen Kindern. Meine Tochter und mein Schwiegersohn haben sich über das zusätzliche Weihnachtsgeschenk sehr gefreut. Den Schauspielern und Zuschauern wollte ich mein Räuspern und Husten nicht zumuten. Der Gedanke, die Karten verfallen zu lassen, ist mir überhaupt nicht gekommen. Man hat doch immer jemanden, dem man eine Freude damit machen kann.

Claus Müller, Alfter

In der Kölner Philharmonie wird weniger gehustet: Da gibt es nämlich an den Garderoben kostenlose Hustenbonbons, und es wird auch darauf hingewiesen. Und in Bonn?

Friedrich Koßwig, Swisttal-Odendorf

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