Hoffen auf ein Einlenken der Universitätsleitung

Zur Diskussion um das Collegium musicum an der Bonner Universität.

Als langjähriges Mitglied des Collegium musicum vocale (1960 bis 2005) möchte ich über die überaus wertvolle und über viele Jahrzehnte währende musikalische Arbeit an der Uni Bon einige Gedanken äußern. Da ich auch die anfängliche Tätigkeit - wir waren 1960 nur wenige Sänger und Instrumentalisten im Gegensatz zum heutigen Chor mit ca. 120 Sängern - kenne, weiß ich, wie Herr Prof. Dr. Emil Platen die Chorarbeit unter teils schwierigen der Zeit geschuldeten Bedingungen aufgebaut hat.

Herr Akademischer Musikdirektor Walter Mik hat dies alles weiter geführt und ausgebaut. Auch sind immer wieder von kleinen Gesangsensembles a capella Chorwerke aufgeführt worden. Wie viele Musizierenden aus meiner Familie und meinem Freundeskreis haben in diesen Chören mitgesungen. Als Bonnerin von Geburt möchte ich auch erwähnen, wie vielen Bonnern in all den Jahren die zweimal im Jahr stattfindenden Konzerte des Collegiums eine echte musikalische Bereicherung gewesen sind, wie auch das alljährlich vor Weihnachten stattfindende Konzert in der Schlosskirche für Studierende aus aller Herren Länder.

Möge schnell eine Lösung der Probleme gefunden werden. Damit dieses musizierende Schaffen für alle Beteiligten wieder Bestand haben kann.

Cäcilia Zachariae, Bonn

Wer damit argumentiert, dass "vier Uni-Klangkörper (Camerata musicale, Kammerchor, Jazzchor, Bigband) von den im Artikel dargestellten Turbulenzen nicht betroffen sind", sollte bedenken, dass es bisher das plötzlich bedrohte Collegium musicum war, das offiziellen Anlässen innerhalb und außerhalb der Universität Glanz verlieh, und dass die Symphoniker des Collegium musicum schon zur Zeit des kalten Krieges als friedliche Kulturbotschafter um die Welt reisten.

Es war eine Sensation, dass während der Zeit des Eisernen Vorhangs das Collegium musicum 1966 als erste westliche Studentengruppe eine Einreisegenehmigung für Rumänien erhielt und in Bucharest, Jassi und Kronstadt/Brasov konzertieren konnte.

Die völkerverbindende Wirkung gemeinsamen Musizierens erlebten wir zum Beispiel 1972 während der ersten Konzertreise des Collegium musicum nach Polen. Nachfolgende Generationen von Studierenden haben die lange Tradition des Collegium musicum, sich um Völkerverständigung zu bemühen, lebendig erhalten.

Ein weiterer Grund, die Bedeutung des Collegium musicum nicht zu unterschätzen: Ob wir in Europa auftraten oder in fernen Ländern - stets wurde Erstaunen geäußert, dass das Collegium musicum nicht aus Studierenden einer Musikhochschule, sondern Studierenden aller Fakultäten besteht.

Cordelia Graham, Alfter

Die besorgten Leserbriefe im GA haben Kenner der Interna hinnehmen müssen. Wir berichten nicht aus Senatskommissionen, die zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Dies aber ist keine Information aus einer Sitzung: Die für das Collegium musicum zuständige Kommission für das Studium Universale, der ich seit 14 Jahren angehöre, ist seit dem Ausbruch des Konflikts im vorigen Herbst nicht konsultiert worden, der Vorsitzende hat von der letzten Sitzung im Juni 2013, in der sich der Konflikt abzeichnete, bisher kein Protokoll verschickt.

Wir sind auf Vermutungen und den GA angewiesen. Es gibt auf jeden Fall in der Universität eine andere Sichtweise der Vorgänge: Die Parole "Das Collegium musicum wird aufgelöst" ist interessegeleitet und fern der Realität. Auch ich habe übrigens 1968 bei Emil Platen im Orchester gespielt, nicht 1. Cello, sondern 8. Bratsche.

Prof. Dr. Reinhard Schmidt-Rost, Bonn

Das Collegium musicum ist über Jahrzehnte Heimat für musikbegeisterte Studierende gewesen. Wo sonst können Laien große, junge, bewegliche und bewegende Klangkörper bilden? Wir haben auf hohem Niveau mit unseren Leitern Herrn Platen und Mik die Eröffnung des akademische Jahres umrahmt, die Universität im Ausland vertreten. Wir haben uns über Fachrichtungen hinweg ausgetauscht, Freundschaften geknüpft, die Liebe fürs Leben gefunden, Feste gefeiert.

Wie kann die Universität diese zutiefst universitären Erlebnisse nun unterbinden, wie kann sie den Studenten das Proben verweigern? Worum geht es eigentlich, wenn die "Botschafter der Universität" die Schlüssel zu den Probenräumen abgeben müssen? Wie kann das Engagement zur Weiterführung des Probenbetriebs "destruktiv" sein? Ich hoffe auf ein Einlenken der Universitätsverwaltung.

Gudrun Timm, Bonn

Bei allem Unverständnis für die negativen Entscheidungen der Universitätsleitung: Sollten berechtigte Proteste nicht auch konkrete Lösungsvorschläge enthalten? Gibt es zum Beispiel nicht die Möglichkeit, dass ehemalige Leiter des Collegium musicum vorübergehend die Leitung übernehmen? Kommen hierfür nicht auch ehemalige Mitglieder der beiden Ensembles in Betracht, die jetzt als Dirigenten beruflich tätig sind? Oder auch Musikstudenten im Fach Dirigieren? Wenn es auf diese Weise zu einer vorübergehenden Lösung käme, kann doch die Universitätsleitung nicht weiter auf der Sperrung von Probenräumen und die Rückgabe von Raumschlüsseln beharren.

Peter Groscurth, Bonn

Mit Entsetzen habe ich die Nachricht über die Schließung des Collegium musicum der Universität Bonn gelesen. Ich bin neben Studium und Promotion an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät selber über zehn Jahre Mitglied im Collegium gewesen und habe das gemeinsame Musizieren über Fakultätsgrenzen hinweg als absolute Bereicherung meines Studiums empfunden. Nicht zuletzt waren die gemeinsamen Aufführungen identitätsstiftend. Eine solche kulturelle Einrichtung sollte nicht - und schon gar nicht auf die im GA geschilderte Art und Weise - geschlossen werden.

Dr. Heike Otremba, Bremen

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