Heutiges Gesundheitssystem ist unbefriedigend

Zum Artikel "Kassenpatienten warten länger", erschienen am 18. September

Es wäre mal ein Akt der Fairness, die Ursache der unterschiedlichen Terminvergabe für Kassen- und Privatpatienten zu ergründen. Ich versuche dies an einem Beispiel zu verdeutlichen:

Stellen Sie sich vor, eine Praxis (Werkstatt) hat ein Budget von 500 Kassenpatienten (Autofahrer) für eine Inspektion während eines Quartals. Ab dem 501. Autofahrer muss die Werkstatt die Leistung weiter erbringen, das Material (Öl, Filter, Zündkerzen und so weiter) muss sie natürlich selbst kaufen, obwohl weder der Werklohn noch das Material erstattet werden.

Dummerweise wollen aber der Vermieter weiter die Miete, die Mitarbeiter ihr Gehalt, obwohl ab dem 501. Patienten keine Einnahmen, sondern nur noch Kosten "erzielt" werden.

Weil zwischen zwei und vier Wochen vor Quartalsende keine Leistung mehr honoriert wird, wird in den Arztpraxen gegen Ende des Quartale reflexartig versucht, nicht dringliche Termine ins nächste Quartal zu verschieben, obwohl die Situation dann natürlich nicht anders ist.

Der genannte Fall eines Termins für eine Röntgenuntersuchung in einem halben Jahr ist sicher nicht tolerabel, es sei denn, es handelte sich um eine planmäßige Kontrolle, zum Beispiel bei einer Endoprothese; die Fragestellung für diesen Termin ist allerdings aus der "Studie" der Grünen nicht zu entnehmen.

Nach diesem oben beschriebenen, planwirtschaftlichen Schema funktioniert das deutsche Gesundheitssystem, wird aber von den zuständigen Gesundheitspolitikern seit Jahren ignoriert. Es ist ja auch viel einfacher auf "die Ärzte" zu schimpfen, als diese unbefriedigende Situation politisch zu ändern.

Wolfgang Mehlen, Facharzt für Allgemeinchirurgie, Rheinbach

Der Tenor in den Leserbriefen - und sie werden wahrscheinlich mehrere davon erhalten haben - war ja absehbar.

Ich unterstelle aber einmal, dass der Schreiber des veröffentlichten Leserbriefes weder akute Beschwerden, noch eine Überweisung seines Hausarztes zur Klärung einer speziellen Fragestellung und auch nicht zu einem anderen Augenarzt in der Umgebung gehen wollte, wo er gegebenenfalls einen früheren Termin beim Arzt erhalten hätte.

Daher ist er nach meinem Verständnis zu Recht auf den spätest möglichen Termin verwiesen worden.

Wir sehen in unserer Praxis auch täglich eine große Anzahl von Patienten, die eine "Kontrolle ohne Beschwerden" wünschen. Hier wäre ja die Frage erlaubt, ob es sich überhaupt um eine Leistung zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse handelt, wenn "nur mal kontrolliert" werden soll.

Und solange der Gesetzgeber weiterhin die medizinischen Leistungen budgetiert, d.h. Zahlen vorgibt, für die der Arzt das volle Honorar erhält und bei Überschreiten des Budgets mit Abschlägen bis zu 90 Prozent bestraft werde, habe und nehme ich mir die Freiheit, entweder weniger zu arbeiten oder in dieser Zeit Patienten zu behandeln, die in gewissem Umfang für die erhaltene Leistung auch bezahlen. Alles andere ist betriebswirtschaftlicher Selbstmord (Investition in neuste Geräte, Personal, Miete, Qualitätssicherung).

Dr. Ulrich Engelskirchen, Troisdorf

Zwei erlebte Überraschungen am gleichen Tag. Eine Terminnachfrage bei einem Facharzt, an meinem Wohnort, versetzte mich in Staunen. Nach Aufklärung man sei eine Terminpraxis und als Kassenpatient würde es aber dauern, es gäbe erst einen Termin im neuen Jahr, bekam ich den Rat, in die Ambulanz eines Krankenhauses zu fahren.

Es lag kein Notfall vor und so bedankte ich mich erst einmal. Ein akuter Fall war aber mit einem Auge eingetreten. Also, Anruf beim Augenarzt, ebenfalls an meinem Wohnort. Die Dame bat mich am nächsten Morgen noch einmal anzurufen, dann könne sie mir sagen ob ich noch am gleichen Tag kommen kann. Ich konnte mich dem Augenarzt am Tag des Anrufes vorstellen und mir wurde, natürlich nach einer Wartezeit, geholfen. Meine Erfahrung mit verschiedenen Fachärzten ist durchaus positiv. Vorsorgeuntersuchungen kann ich auch an späteren Terminen durchführen lassen. Bei akuten Erkrankungen wird kaum ein Arzt seinen Patienten nicht behandeln wollen.

Im Übrigen war der Hinweis auf die Ambulanz eines Krankenhauses nicht schlecht. Mir sind Beuel im St. Josef-Krankenhaus und die Uniklinik auf dem Venusberg bekannt. An beiden Stellen wurde mir im Akutfall schon geholfen.

Elisabeth Rauth, Rheinbach

Ich habe leider in den letzten 2 Jahren mehrere Überweisungen für verschiedene Fachärzte in Anspruch nehmen müssen. Was ich erlebt habe und noch erlebe, ist eine Katastrophe. Wartezeiten von zwei bis drei Monaten - keine Seltenheit. Kann es so etwas geben bei den eigentlich doch gut bestückten Facharzt-Praxen in unserem Land?

Wenn der Grund dieser Terminvergabe-Methode wirklich an der Unterscheidung zwischen Privat- und Kassenpatienten liegt, ist das in meinem Sinne "unterlassene Hilfeleistung" - zumindest bei Kassenpatienten mit noch nicht diagnostizierten Beschwerden und massiven Schmerzen.

Rita Adams, Wachtberg

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