Geniale Großtat oder grandioses Scheitern?

Zum Kommentar "Endliche Geschichte" von Julian Stech, erschienen am 11. Juli

Seinerzeit sind für VoiceStream und Powertel keine 40 Milliarden Euro "hingeblättert" worden. Es handelte sich um einen "Paper deal", das heißt, der Kaufpreis wurde, neben einer untergeordneten Bar-Komponente, in Telekom-Aktien entrichtet. Ferner war der Kurs der T-Aktie zum Realisierungszeitpunkt sehr viel niedriger als bei Vertragsschluss, so dass sich der Kaufpreis noch mal deutlich verringerte.

Telekom hat damals wiederholt erklärt, man sei kein "Coupon-Schneider", sondern ein strategischer Investor. Mithin war aus Unternehmenssicht von Vorneherein klar und beabsichtigt, dass investiert und Partner gesucht werden müssten. Die USA waren damals übrigens noch ein Mobile-Entwicklungsland, ein "emerging market". Dass die nach 2002 bei Telekom Verantwortlichen dies gar nicht, falsch oder unzulänglich gesehen und gemanagt haben könnten, kommt offenbar niemandem in den Sinn.

Stattdessen wurde der (wohl stümperhaft angegangene und folgerichtig geplatzte) Verkauf an AT&T in Presse und Öffentlichkeit als geniale Großtat gefeiert, obwohl er auch als grandioses Scheitern hätte interpretiert werden können. Und so geht es nun weiter: Halbherzige Versuche, T-Mobile USA doch noch loszuwerden anstelle von unternehmerischem Mut und tatkräftiger Entschlossenheit.

Das scheint das Muster zu sein. Dazu passt, dass man - im Verein mit vielen anderen Verzagten - Google auf dem Rechtsweg beikommen will, statt unternehmerische Fantasien und Strategien zu entwickeln. This is Germany!

Wünsche viel Erfolg. Frage mich nur, was man glaubt gewonnen zu haben, selbst wenn man den Prozess gewinnt? T-Mobile USA war übrigens lange Zeit einer der wenigen Profit-Bringer im Konzern. Auch das scheint vergessen. Nun will man sich auf Europa konzentrieren. Da kann ich nur viel Glück wünschen. Denn wenn man all das schöne Geld, das man in Großbritannien, in den Niederlanden, in Polen, Russland, Frankreich, Kroatien, Griechenland und anderswo verpulvert hat, sinnvoll investiert hätte, wäre man heute womöglich ein wenig weiter, auch in den USA.

Aber das alles wird ja jetzt McKinsey richten, wie man hört. Woher kam noch mal die Chefin des Europa-Geschäfts? Sicher ein Zufall.

Hans-Willi Hefekäuser, Bonn

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