Gelten Sicherheitsinteressen nichts mehr?

Zum Bericht "Nato-Beschluss zur Aufrüstung ist gefährlich" vom 6./7. Dezember

Drei umfangreiche, äußerst negative Leserbriefe zum einstimmigen Beschluss der 28 Nato-Nationen, sich den imperialen und subversiven Aggressionen von Putin-Russland in wohl überlegten Gegenmaßnahmen in den Weg zu stellen, zwingen zum Widerspruch. Und zu der Frage, ist deren Einstellung repräsentativ für unsere Gesellschaft oder gar für unsere Zeitung? Und damit auch zu der Frage, gelten deutsche oder europäische Sicherheitsinteressen nichts mehr? Sie finden jedenfalls keine Erwähnung. Die große Sorge der betroffenen benachbarten Staaten um ihre Souveränität und territoriale Integrität, die in der Tat durch Putin gefährdet werden. Diese Staaten sahen durch ihren Beitritt zur EU und Nato nach dem Ende des Kalten Krieges ihre wiedergewonnene Freiheit gesichert. Von der Nato und der EU muss jetzt Vertragstreue erwartet werden.

Von den Briefeschreibern werden Ursache und Wirkung in peinlicher Weise durcheinandergebracht. Die Leserbriefe dokumentieren zudem einen erschreckenden Mangel an historisch-politischer Bildung. Früher hieß es einmal: Nicht Wahrheit, sondern Wirkung ist das Ziel. Desinformation war eine groß angelegte Methode von Stalin und der Sowjet-union nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute kommt mit Putin noch subversive Infiltration hinzu. 1949 wurde gerade wegen der Gefahr aus dem Osten die Nato gegründet. Heute muss sie ihren Ruf als Garant von Freiheit, Wohlstand und Sicherheit weiterhin gerecht werden - durch vielerlei politische und militärische Maßnahmen. Schade, dass die Friedens- und Reformpolitik von Kohl und Genscher in Russland so wenig Spuren hinterlassen hat.

Gerd F. Kaldrack, Bonn

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