Fürchtet Wagner Konkurrenz zu Bayreuth?

Zum Interview mit der Beethoven-Intendantin Nike Wagner ("Utopien müssen weg") vom 24. November und Leserbriefen dazu

 Inniges Verhältnis: Für Nike Wagner hat Beethoven seit ihren Kindheitstagen einen prägenden Einfluss.

Inniges Verhältnis: Für Nike Wagner hat Beethoven seit ihren Kindheitstagen einen prägenden Einfluss.

Foto: Horst Müller

Leider kann ich Frau Wagners Haltung zum geplanten Festspielhaus nicht nachvollziehen. Anscheinend fürchtet sie eine Konkurrenz zu Bayreuth, auch wenn sie in den dortigen Festspielwochen nichts zu sagen hat. Eine Intendantin, die sich nicht für die Verbesserung der Rahmenbedingungen des Beethovenfestes einsetzt, ist aus meiner Sicht leider eine Fehlbesetzung.

Schade, dass Frau Schmiel uns verlassen hat. Verständlich ist das allerdings schon, wenn man die kleinkarierten Diskussionen um das Beethovenfest verfolgt. Vergessen wird in diesen Diskussionen leider, dass das Geld für andere Zwecke nicht zur Verfügung steht, dass die Beethovenhalle in den kommenden Jahren ein Eurograb wird, und dass über kurz oder lang die namhaften Künstlerinnen und Künstler sich dieser Halle abwenden werden, weil sie den heutigen Anforderungen an Akustik, aber auch an den Aufenthalt der Künstlerinnen und Künstler vor und während der Konzerte, nicht genügt.

Völlig unverständlich sind die Verlautbarungen der Landesregierung. Es gibt nur einen Beethoven-Geburtsort und das ist und bleibt Bonn.

Janne Kerner, Bonn

Die Überlegungen von Nike Wagner zum geplanten Festspielhaus sind mehr als bedenkenswert, denn wenn ein der Kultur verbundener Mensch begründete Zweifel an Notwendigkeit und Rentabilität eines solchen Vorhabens anmeldet, ist das ernster zu nehmen als der Trommelwirbel der unentwegt Festspiel-Begeisterten.

Auch mit einem zweiten Gebäude neben der Beethovenhalle wird Bonn kein zweites Salzburg. Wir haben das Beethoven-Fest, das der Größe und Bedeutung der Stadt Bonn entspricht und vielleicht noch entwickelt werden kann. Bisher sind berühmte Künstler dafür hierher gekommen. Warum sollte das in einer renovierten Beethovenhalle anders sein?

Wie die Kosten eines großen Bauvorhabens explodieren, wissen wir aus vielen Beispielen. Beim geplanten Festspielhaus würde es nicht anders, dazu kämen vor allem die Betriebskosten, deren langfristige Deckung keineswegs gesichert ist, da Besucherzahlen nur geschätzt und verlässlich fließende private Mittel nur erhofft werden.

Solch ein Wagnis kann man nur mit einem finanziellen Polster eingehen, und ein solches Polster hat Bonn bekanntlich nicht. Eine offensichtlich am Rande der Zahlungsunfähigkeit stehende Stadt kann sich den Luxus eines Festspielbaus nicht leisten, da sie an anderer Stelle dringend notwendige Aufgaben hat wie die Instandhaltung von Schulen oder Straßen.

Die politisch Verantwortlichen sollten sich nicht länger von eigener oder fremder Glamoursucht zu Entscheidungen treiben lassen, die alle später bereuen, aber im Endeffekt nur wir Steuerzahler ausbaden müssten.

Jutta Mack, Bonn

"Utopien müssen sein", so überschreiben Sie die Befundung und Beschreibung der Anforderungen zu den Geschäftsplanungen, die Frau Wagner zum Festspielhaus darlegt. Bitte achten Sie Ihre Aufgabe: Utopien sollten in Ihrer Zeitung als solche gekennzeichnet sein. Frau Wagner beherzigt das als Intendantin des Beethovenfestes; alle Achtung.

Ich plädiere weiter dafür, die Verwaltungen und Fachvertreter mögen es organisieren, die Hochkultur entlang der Rheinschiene zusammenzuführen! Beethoven ist zwar in Bonn geboren, ging aber doch fort in die Metropole der Zeit. Versuchen wir doch, dem klassischen Andenken eine Metropolenregion zu gestalten.

Viel Neues daneben findet dann in Bonn Platz: Die wohlgestaltete Beethovenhalle, die nach der unter Denkmalschutzstellung dann auch einen lebendigen Denkmalcharakter hat. Die Oper später in gutem Chic, das Bonner Leben in wohlständig anmutenden, gut ausgestatteten Schulen, in modernen Sportstätten, in anerkannten öffentlichen Eventbereichen.

Annette Demmer, Wachtberg

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