Fotos und Filme aus Deutschland locken Flüchtlinge an

Zur Flüchtlingskrise in Deutschland und Europa

 Im Rund der Laufbahn schlafen Flüchtlinge in der August Schärttner Halle im hessischen Hanau auf Feldbetten.

Im Rund der Laufbahn schlafen Flüchtlinge in der August Schärttner Halle im hessischen Hanau auf Feldbetten.

Foto: dpa

Geschätzte 800 000 Flüchtlinge kommen in diesem Jahr in die Bundesrepublik, ein Prozent von unseren 80 Millionen Bürgern, davon vielleicht 15 Prozent (also unter 0,2 Prozent der Bevölkerung) mit Anspruch auf Bleiberecht. Wieso kann man die nicht betreuen und unterbringen? Statistisch: wenn nur jeder 500. Bürger bereit ist, zwei Personen aufzunehmen, woran ich nicht zweifele, wäre ein Teil des Problems gelöst.

Ich habe mich bereits Anfang September, bevor die Flüchtlingswelle anrollte, bei der Stadt Bonn und bei kirchlichen Organisationen beworben, um ein oder zwei Flüchtlinge privat aufzunehmen. Antwort bisher nur hinhaltend, ich musste das Zimmer öffentlich annoncieren und die Annonce der Stadt zuschicken, zwischendurch ausländischen Studenten (deren Motive ich sehr wohl respektiere) absagen, die sich auf die Annonce um das Zimmer bewarben. Überall bei den Behörden/Hilfsorganisationen wird nur um Geld-, Sach- und neuerdings auch um Zeitspenden geworben, damit man seine Zeit der entsprechenden Organisation zur Unterstützung und Verfügung stellt. Ich habe den Eindruck, individuelle Hilfe ist nicht erwünscht, da die Flüchtlinge damit aus dem Raster der Behörden/Hilfsorganisationen herausfallen.

Ist individuelle Hilfe von Bürgern, die einfach nur guten Willens sind, schlechter als die Unterbringung in Turnhallen und Zeltlagern, ohne persönliche Zuwendung (bei allem Respekt vor den vielen freiwilligen Helfern). Ich bin absolut nicht ideologisch oder religiös orientiert, ich möchte nur helfen. Wer hilft mir, zwei Flüchtlingen bei mir zu Hause eine menschenwürdige Unterkunft mit sozialem Anschluss zu geben?

Michael Schaake, Bonn

"Das Grundrecht auf Asyl kennt keine Obergrenze!" Das ist ein schneidiger Satz der Kanzlerin. In Zeiten moderner Kommunikations- und Transportmittel ist eine solche Aussage unverantwortlich. Als ehemaliger Seefahrer kann ich dazu nur sagen: Wenn mein Schiff ein Leck hat, muss ich es schließen. Andernfalls geht mein Schiff früher oder später unter - egal wie groß es ist.

Dirk Meyerhoff, Meckenheim

Es wird Zeit, dass die Regierung ein Konzept zur Bewältigung der Flüchtlingsströme entwickelt und klar sagt, dass die Flüchtlinge den deutschen Steuerzahler auf Jahre hinaus zig Milliarden im Jahr kosten werden, und dass wir um einen Solidaritätszuschlag nicht herum kommen. Allein der Bau von Wohnraum, der nötig ist, um die Menschen in der Nähe von Arbeitsplätzen unterzubringen, wird zig Milliarden kosten. Und die Kosten steigen proportional zur weiteren Zuwanderung. Zudem können wir die Menschen, die seit Jahren hier auf eine bezahlbare Wohnung warten, nicht ausklammern, da das ganz sicher Wasser auf die Mühlen der Rechten ist.

Auch muss uns bewusst sein, dass wir gewaltig am Bildungssystem arbeiten müssen. Schon jetzt hängen Kinder aus bildungsfernen Schichten in der Schleife der Bildungsferne fest und werden abgehängt. Das wird sich Deutschland nicht weiter leisten können. Mehr Jugend bringt nur dann etwas, wenn diese Jugend sich auch bildet und im Arbeitsmarkt integrierbar ist.

Statistisch gesehen sind muslimische Kinder überdurchschnittlich oft von Bildungsarmut bedroht. 50 Prozent der türkischen Frauen unter 30 haben trotz guten Schulabschlusses keinen Berufsabschluss, bei den Männern dieser Gruppe sind 30 Prozent ohne Schulabschluss und 70 Prozent ohne Ausbildung.

Ob die jetzt kommenden Flüchtlinge mehr Leistungsstärke mitbringen, ist unklar. Klar ist jedoch laut Frau Nahles, dass da nicht nur die gebildete Mittelschicht Syriens kommt, sondern die bunte Mischung zwischen Analphabeten und Akademikern. Letztlich haben jedoch weniger als zehn Prozent einen hier anerkannten Berufsabschluss.

Dieser Tatsache müssen wir uns stellen. Wenn wir unseren Kindern in 20 Jahren nicht zusätzlich zu dem Heer an unterversicherten Rentnern noch ein Heer an arbeitslosen Großfamilien aufbürden wollen, dann sollten sich unsere Politiker ganz schnell Gedanken machen, wie sie das verhindern. "Herzlich Willkommen" reicht da nicht.

I. Wauben, Bonn

Es muss erlaubt sein zu fragen, welche Perspektiven die so willkommen Geheißenen eigentlich haben. Die Erwartungen sind erkennbar hoch, ob sie bei der Mehrzahl der Asylanten erfüllt werden können, ist höchst fraglich: Erwartet werden zu Recht menschenwürdige Unterkünfte. Kaum ein Flüchtling wird sich mittel- und langfristig mit einer Gemeinschaftsunterkunft (zum Beispiel Turnhalle), die unbefriedigende Sanitäreinrichtungen, dafür aber keinerlei Privatsphäre bieten, zufrieden geben.

Bezahlbare freie Wohnungen aber sind mehr als rar, die Nachfrage nach erschwinglichem Wohnraum auch ohne Hunderttausende Asylanten ist riesig. Wer soll neue Wohnungen bauen? Die Kommunen sind schon jetzt angesichts der unzureichenden Unterstützung durch den Bund hoffnungslos überfordert, und private Investoren werden sich angesichts der zu erwartenden Rendite eher zurückhalten. Auch die für eine gelingende Integration unerlässliche Arbeitsaufnahme dürfte auf große Probleme stoßen.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich stelle das durch das Grundgesetz garantierte Asylrecht in keiner Weise infrage und unterstütze es aktiv. Meine Frau und ich versuchen ehrenamtlich, zwei syrischen Kindern die Geheimnisse der deutschen Sprache sowie mathematische Grundkenntnisse zu vermitteln, was beim Fehlen jeglicher verbaler Verständigungsmöglichkeit nicht ganz einfach ist und viel Fantasie aber auch Zeit erfordert.

Nur sollten unsere Politiker bitte nicht so tun, als wären mit einer in der Tat bewundernswerten Willkommenskultur und einem (noch) bemerkenswerten Engagement vieler Bürger die Probleme schon gelöst. Sie haben noch gar nicht richtig begonnen.

Arno Sprenger, Bonn

In den letzten Monaten sind die Flüchtlingsströme vor allem aus Nahost via Türkei und weiter über den Balkan in die EU dramatisch angestiegen. Für diesen Anstieg muss es mehr Gründe geben als das weitere Vorrücken der Terrormiliz IS in Syrien und dem Irak. In diesem Zusammenhang wäre es wirklich wichtig, nach den Fluchtursachen zu suchen, die letztlich den Ausschlag geben, das eigene Land mit unsicherem Ausgang zu verlassen.

Die hohe Zahl alleinstehender junger Männer, die im Strom der Flüchtlinge aus Ungarn über den Hauptbahnhof in München angekommen sind, lässt einige Vermutungen zu. Es gibt viele Schlepperbanden, die im Vorfeld für viel Geld bei den verzweifelten Leuten Erwartungen über rosige Aussichten wecken, wenn sie in die EU, speziell nach Deutschland, flüchten, in ein Land, wo sofort Wohnung und Arbeit winken.

Damit den Schleppern und Schleusern bei ihrem skrupellosen Handeln mit höchst unsicherem Ausgang für die Betroffenen der "Nachschub" nicht ausgeht, ist es durchaus vorstellbar, dass auch in den überfüllten Flüchtlingslagern in den Nachbarstaaten Syriens, in Jordanien und dem Libanon, gezielt für eine Flucht nach Europa geworben wird.

Dr. Ulrich Klimke, Wachtberg

Allmählich fühle ich mich in Deutschland politisch verfolgt. Warum? Weil ich mir erlaube, kritische Fragen zu Asyl, Asylbewerbern und zur Asylpolitik zu stellen. Weil ich mir erlaube, zwischen den Zeilen zu lesen. Weil ich nicht daran glaube, dass alle Asylanten per se arm und gut sind. Weil ich es nicht für richtig halte, dass jeder, der kritisch hinterfragt, sofort und reflexartig als Rassist oder Nazi bezeichnet wird.

Wie kommt es wohl an, wenn Selfies mit Bundespräsident und Bundeskanzlerin, wenn Filme von den Willkommenspartys, wenn von den Willkommensgeschenken, wenn von der enormen Hilfsbereitschaft der Deutschen Fotos und Videos in die Herkunftsländer gepostet werden?

Ich befürchte, dass damit weitere Flüchtlingsströme herbeigerufen werden. Und Merkel instrumentalisiert die bedingungslose Grenzöffnung, um das durch die Griechenlandkrise (in ungerechtfertigter Weise) ramponierte Deutschlandbild zum Glänzen zu bringen.

Thomas L. Zick, Windhagen

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