"Flüchtlinge und Zuwanderer schnell integrieren"

Zu den Berichten, Kommentaren, Interviews und Leserbriefen zum Massaker in der Redaktion des Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris, zur Terroristenjagd und zu den Gedenkmärschen

 Auch in Moskau zeigen Menschen mit Plakaten Solidarität mit den Opfern von Paris und haben vor der französischen Botschaft mit Blumen ein Herz geformt.

Auch in Moskau zeigen Menschen mit Plakaten Solidarität mit den Opfern von Paris und haben vor der französischen Botschaft mit Blumen ein Herz geformt.

Foto: AP

Ja, Karikaturen erfüllen eine wichtige Aufgabe auch im Blick auf Religion und Kirche. Scheinheiligkeit, Macht- und Amtsmissbrauch, Denkfaulheit werden mit der Feder aufgespießt. Wie in einer Karikatur nannte Papst Franziskus in seiner Rede an die geistlichen Herren im Vatikan Missstände beim Namen.

Schon Jesu Wort vom Splitter im Auge des anderen und dem Balken im eigenen Auge ist eine Karikatur. Karikaturen sind vor allem eine Waffe in der Hand des Ohnmächtigen. Sie stellen Fehler und Schwächen vor allem der Mächtigen bloß. Religion kann Medizin sein oder auch Opium.

Aber: Kritik an der Religion und an einer Minderheit soll nicht Hass schüren, sonst ist sie brandgefährlich. Die judenfeindlichen Flugschriften im Mittelalter oder die antisemitischen Karikaturen im Stürmer waren solche Brandschleudern.

Ich wünsche mir keine Einschränkung der Pressefreiheit. Ich wünsche unseren Journalisten und Karikaturisten Verstand und Umsicht, nicht Klischees und Vorurteilen gegenüber Religion zu erliegen. Der Ehrenkodex der Journalisten mag dazu helfen.

Ulrich Thomas, Pfarrer i. R., Bonn

Vielleicht ist es schon aufgefallen, aber noch nirgends habe ich den Hinweis gefunden. Auf vielen Plakaten liest man: Je suis Charlie Hebdo. Das kann man auch lesen: Jesu(s) is Charlie Hebdo. Ob das die Islamisten geahnt haben?

Gerhard Schade, Bad Honnef

Nach den Ereignissen in Frankreich bemühen sich viele Menschen um Beschwichtigung, indem sie äußern, diese schrecklichen Taten (und die vielen anderen zuvor) hätten nichts mit dem Islam zu tun. Das ist falsch. Die begangenen Taten finden ihre Rechtfertigung in der Sunna und dem Koran. Da gibt es nichts zu beschönigen.

Eine weitere Tatsache ist, dass sich nicht nur die Muslime, die ich persönlich kenne, sondern auch die übergroße Mehrheit der Muslime in Deutschland friedliebend verhält. Kant gibt die Erklärung. Er sagt: "Wir werden, soweit praktische Vernunft uns zu führen das Recht hat, Handlungen nicht darum für verbindlich halten, weil sie Gebote Gottes sind, sondern sie darum als göttliche Gebote ansehen, weil wir dazu innerlich verbindlich sind." Das Maß der Verbindlichkeit muss demnach jeder Gläubige zunächst für sich allein entscheiden.

Die Mehrheit der Muslime, die in unserer Gesellschaft leben, hat dies insoweit getan, dass sich ihr Glaube an dem hier im Lande herrschenden Rechts- und Wertekanon orientiert. Um den Teil, der dies nicht tut, muss sich in erster Linie die muslimische Gesellschaft kümmern.

Frank Ruland, Alfter

Die Veröffentlichung des Interviews mit dem sympathischen islamischen Theologen Khorchide in Ihrer Zeitung begrüße ich sehr, da sie uns eine positive Sicht auf diese Religion ermöglicht. Es wäre zu wünschen, dass sich zumindest bei uns in der westlichen Welt diese menschenfreundliche Interpretation des Korans durchsetzen wird.

Leider entsteht beim Blick in die islamisch geprägte Welt häufig der Eindruck, dass es sich bei dem Theologen um einen "einsamen Rufer in der Wüste" handelt. In den Ländern, in denen der Islam die führende Religion ist, werden Kritiker häufig auch von maßgeblichen geistlichen Führern zum Tode verurteilt wie Salman Rushdie oder bedroht wie der dänische Mohamedkarikaturist, verbunden mit großen Protesten der Bevölkerung dort.

Ehebrecherinnen werden öffentlich gesteinigt, Dieben die Hände abgeschlagen. Wie lässt sich diese Realität mit dem Koran als "Schlüssel für die Barmherzigkeit für alle Welten" vereinbaren?

Bernd-Rüdiger Kössler, Niederkassel

Es war beeindruckend zu sehen, wie und welche Staatsmänner und -frauen an diesem Marsch teilnahmen, um - für was auch immer - zu demonstrieren (Demokratie, Meinungsfreiheit, gegen Terror?). Aber wie lange hält das an? Zum Beispiel die Herren Netanjahu und Abbas. Schön wäre es, wenn sie sich schon in den nächsten Tagen an einen Tisch setzen und die Chance zu endlich konkreten Friedensgesprächen nutzen würden, aber die Hardliner aus beiden Lagern werden das zu verhindern wissen.

Ja, die Meinungsfreiheit ist in einer Demokratie ein hohes Gut, aber muss immer jedes Wort oder jede Zeichnung gedruckt werden, wo man genau weiß, dass es Millionen Menschen beleidigt (Der marokkanische Außenminister hat wegen "gotteslästerlicher Karikaturen" nicht am Trauerzug teilgenommen)?

Die zuständigen Minister in unserem Lande setzen sich demnächst zusammen, um über schärfere Gesetze gegen den Terror zu beraten. Angesichts Hunderttausender zu erwartender Flüchtlinge und Zuwanderer in den nächsten Jahren sollten sie auch beraten, wie man diese Menschen schnellstens integriert beziehungsweise in Lohn und Brot bringt, damit sie gar nicht erst in die Fänge von Radikalen gelangen und damit terroranfällig werden.

Christof Wolter, Meckenheim

Wenn jetzt viele Bürger in Frankreich und Deutschland mit dem Schild "Je suis Charlie Hebdo" herumlaufen, ist das eine Geste der Mitleidsbekundung und eine Demonstration für die Beibehaltung der Meinungsfreiheit. Aber dies reicht nicht, um unsere Demokratie erfolgreich zu verteidigen und angstfrei zu leben.

Geschieht nicht mehr gegen den islamischen Terror, dann werden viele Bürger schon allein aus Angst vor Anschlägen sich nicht mehr frei äußern können. Ein gutes Beispiel ist der Karikaturist des GA, der Familie hat und schon andeutete, sich in Zukunft vorsichtiger zu äußern.

Die Politik muss erheblich mehr machen, um uns Bürger zu schützen. Die Durchführung einer Großkundgebung, wie sie der Vorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel, fordert, ist nur hilflose Augenwischerei. Sie bringt nichts für unsere Sicherheit. Wie wir gesehen haben, konnten die Attentäter von Paris auch deshalb so schnell identifiziert und unschädlich gemacht werden, weil sich die Polizei auf die in Frankreich zugelassene Datenvorratsspeicherung stützen konnte.

Mir ist deshalb unerklärlich, wie sich der Bundesjustizminister gegen die gesetzliche Einführung der Vorratsdatenspeicherung in Deutschland mit dem Argument ausspricht, dies sei purer Aktionismus. Wenn man mit der Vorratsdatenspeicherung vielleicht auch nicht jeden Anschlag verhindern kann, so kann man doch die Täter hinterher viel leichter identifizieren, dingfest machen und so weitere Anschläge dieser Täter verhindern.

Und eine ganz andere Reaktion erwarte ich endlich von den Muslimen, die in einer Demokratie wie in Deutschland und nicht in einem der in der Organisation für Islamische Zusammenarbeit zusammengefassten 56 islamischen Staaten leben wollen. Der Koran enthält viele Aussagen, die mit den Regeln einer Demokratie nicht vereinbar sind. Die Muslime in der westlichen Welt könnten einen neuen Koran schreiben, der mit den Regeln der Demokratie voll vereinbar ist.

Rainer Goetzendorf, Bonn

Keine Frage, die Morde an den Journalisten in Paris waren brutal und unmenschlich und ein Akt von religiös motivierter Selbstjustiz, die nirgendwo auf der Welt - vor allem aber nicht in zivilisierten Ländern - geduldet werden kann und, entsprechend den Gesetzen, streng gerichtet und bestraft werden muss.

Nicht geduldet werden kann aber auch, dass Journalisten Werte, die den Anhängern einer großen Glaubensgemeinschaft heilig sind, verunglimpfen und in den Dreck ziehen dürfen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, nur weil sie sich auf die Freiheit der Presse in Wort und Bild berufen. Auch für Journalisten "mit ganz spitzer Feder" gibt es und muss es Grenzen des Anstandes und der Rücksichtnahme auf die Gefühle von Mitmenschen geben, auch wenn diese nicht den eigenen Vorstellungen und Maßstäben entsprechen.

Dass der auch für den GA karikierende Burkhard Mohr erklärt, bestimmte Themen und Situationen nicht in seine Arbeit einzubeziehen, gibt mir etwas Hoffnung, dass doch noch Rücksichtnahme und Anstand gegenüber den Gefühlen anderer vorhanden ist.

Horst Erhardt, Bonn

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