Falsch verstandene Toleranz zeugt von Dummheit oder Feigheit

Zum Artikel "Grillfest mit Zündstoff - Das öffentliche Stelldichein der Salafistenszene am Pfingstsonntag wirft weiterhin Fragen auf", erschienen am 12. Juni

Wenn die Salafisten eines bereits erreicht haben, dann ist es große Aufmerksamkeit. Daher ist es kein Wunder, dass die nächste "Grillparty" in Bonn bereits geplant ist. Die Ohnmacht dieses Staates und seiner Bürger, dieses zu verhindern, ist kaum erträglich.

Die Diskussion über die Zahl der Teilnehmer oder den Umfang der Lärmbelästigung ist nicht hilfreich und geht am Thema vorbei. Was wir brauchen, ist ein öffentlicher Diskurs darüber, wie wir mit Radikalen umgehen, die unsere freiheitlich demokratische Grundordnung mit Gewalt abschaffen wollen. Diesen Diskurs darf man nicht der rechten Szene, allen voran Pro-NRW, überlassen.

Es müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die weitere Verbreitung einer menschenverachtenden und gewaltverherrlichenden Ideologie Einhalt zu gebieten. Menschen, die Hass und Gewalt predigen, Christen als Ungläubige beschimpfen und Frauen in eine herabwürdigende Vollverschleierung zwingen, passen nicht in unsere Gesellschaft und sollten mit einem öffentlichen Auftrittsverbot belegt werden können. Dann wäre es für die Ordnungskräfte einfacher, vermeintliche "Grillpartys" zu verbieten.

Martin Winterhoff, Bonn

Wozu Dschihadisten in der Lage sind, zeigt sich seit Monaten in Nigeria, wo die Aktivisten von Boko Haram im April 200 Mädchen einer Schule entführt haben und seitdem an einem geheimen Ort gefangen halten, und in Syrien und im Irak. Voller Sorge schaut die Welt auf den Vormarsch der Ísis-Islamisten, die sich gerade daran machen, Bagdad zu erobern. Tausende Iraker sind vor diesen religiösen Fanatikern auf der Flucht, da sie nicht in einem radikalen Gottesstaat leben wollen, der vor allem den Frauen ein Leben in der Isolation vorschreiben will.

Was hat das alles mit den Versammlungen der Salafisten in Bonn zu tun? Leider eine ganze Menge. Das "Grillfest" in Tannenbusch an Pfingsten hat eindrücklich gezeigt, dass diese radikalen Gruppen unsere freiheitlichen Gesetze für ihre Zwecke schamlos ausnutzen und unverhohlen ihre Netzwerke weiter ausbauen mit dem Ziel, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu zerstören. Schon einmal ist in Deutschland ein demokratischer Staat durch eine extremistische Organisation systematisch zerstört worden.

Die Demokraten der Weimarer Republik haben die Gefahr durch die Nazis leider so lange Zeit unterschätzt, bis es bekanntlich zu spät war. Wann wachen wir endlich auf und machen unverständlich klar, dass in Deutschland jeder willkommen ist, der auf dem Boden des Grundgesetzes steht, und dass jeder, der diese Ordnung umstürzen will, die Härte des Gesetzes zu spüren bekommt? Falsch verstandene Toleranz gegenüber Veranstaltungen der Salafisten zeugt entweder von Dummheit oder Feigheit.

Gisela Kirsten, Bonn

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