FDP hat sich selbst abgeschafft

Zum Artikel "Eine Partei sucht ihren weg", erschienen am 7. Januar

 FDP-Parteichef Christian Lindner beim Dreikönigstreffen der Partei. Hinter ihm das neue Logo.

FDP-Parteichef Christian Lindner beim Dreikönigstreffen der Partei. Hinter ihm das neue Logo.

Foto: dpa

Das große Staatstheater bot den geeigneten Rahmen für eine ohnmächtige beziehungsweise ohne Macht dahintaumelnde Partei. "Vorhang auf" zum letzten Akt, so muteten die tapferen Worte eines Christian Lindner an, der den Delegierten wie ein erfolgreicher Versicherungstrainer die Chancen seines Erfolgsrezeptes mit überschäumender Energie zu vermitteln suchte.

Ist er der neue Messias mit einer überzeugenden Verkündigung zum Einzug der FDP ins gelobte Land der Parlamente? Meine Wahrnehmung hat dabei keine neue mutige Idee oder interessante politische Provokation erreicht. So, und das ist meine Meinung, wird das wohl nichts werden.

Diese Partei hat sich in einem lange schwelenden Prozess allmählich selbst abgeschafft, in dessen Verlauf die Selbstheilungskräfte kläglich versagt haben. Meine Erinnerung wird von Repräsentanten einer Partei getragen, die mir eher unangenehm aufgefallen waren.

Angefangen von Martin Bangemann, der seinen Einfluss in der EU nutzte, sich einen lukrativen Job bei einer spanischen Telefongesellschaft zu ergattern, Frau Silvana Koch-Mehrin, die oft durch Abwesenheit im EU-Parlament geglänzt haben soll und ihren Doktortitel aberkannt bekam, Dirk Niebel, der seinen Besuch in Afghanistan zum unverzollten Teppichkauf nutzen wollte, Guido Westerwelles unsägliches Spaßmobil, Philipp Rösler, der sich dem Vorwurf ausgesetzt sah, den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2012 manipuliert zu haben und das Highlight für alle Hoteliers zur Steuerermäßigung.

Nicht vergessen habe ich natürlich die großen Verdienste von Hans-Dietrich Genscher. Das ist jedoch nicht Wegzehrung genug. Die Reserven und Ideen scheinen aufgebraucht. Wie also soll's gelingen? An eine Wiedergeburt der FDP glaube ich nicht, selbst wenn der Glaube doch Berge versetzen soll.

Dieter Richter, Rheinbach- Merzbach

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