Es gibt einfachere Bücher

Zum Artikel "EU-Gericht kippt Deutschtest" vom 11. Juli

Dem Artikel stimme ich aus eigener Erfahrung zu. Meine Frau ist im Juli 2013 aus Thailand nach Bonn gekommen. Den A1-Test im Heimatland für die Einreise hat sie gleich beim ersten Mal bestanden. Mitschülerinnen haben es auch beim drittem Mal nicht geschafft.

Seit November 2013 nimmt sie am öffentlich geförderten Integrationskursus teil, 600 Stunden Sprachunterricht und 60 Stunden Orientierungskurs. Was dort allerdings gefordert wird, stellt selbst mich manchmal vor ein Problem.

Ich bin hier geboren und pensionierter Beamter. Kann also Deutsch, sollte man meinen. Wenn ich mit ihr die Hausaufgaben mache, sehe ich "vollendete Vergangenheit", "Zukunft-Futur" und vieles mehr, was aber für den einfachen Sprachgebrauch im Alltag wohl selten Gebrauch findet. Es wird halt gelehrt, was das Lehrbuch vorgibt. Was hier an Grammatik gefordert wird und natürlich in Deutsch gelehrt wird, geht meines Erachtens über die Erfordernisse der Praxis weit hinaus.

Das Buch wurde in der Schule mittlerweile gegen ein anderes ausgetauscht. Beim Aufschlagen des neuen Buches stellte ich gleich eine wesentlich vereinfachte, realitätsbezogene Unterrichtsmethode fest. Es liegt also letztendlich an den Schulen, welches Buch sie benutzen. Ohne Bestehen des Integrationstestes gibt es aber keine unbeschränkte Aufenthaltserlaubnis für meine Frau, obwohl sie mit einem Deutschen verheiratet ist.

Rolf Rückert, Bonn

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