Es bleibt die Frage nach der Finanzierbarkeit

Zum Artikel "Festspielhaus: Viele Solisten, kein Dirigent - Seit Jahren wird um einen Beethoven-Konzertsaal gerungen", erschienen am 3. August

Der Artikel verweist in korrekter Weise auf die vollständige private Finanzierung des geplanten Festspielhauses, bei der Bonner Bürger und Bürgerinnen mit ihrem Vermögen der Stadt einen zukunftsweisenden und gewinnbringenden Mehrwert verschaffen wollen. Ein solches bürgerschaftliches Engagement breiter Schichten ist beispielhaft und selten zu finden. Die Stadtverwaltung, der Stadtrat und der OB sollten sich darüber freuen und das Ihre dazu tun, dass die aktiven Bürger und Bürgerinnen nicht enttäuscht werden, sondern Erfolg haben.

Wie wäre es daher mit einer schnellen und kostenlosen Bearbeitung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahrens oder der Nutzung der sicherlich weitreichenden Kontakte des OB für die weitere Sponsorensuche? Die bereits veranschlagten, aber nach oben hin nicht begrenzten 30 Millionen für die Sanierung der Beethovenhalle werden eigenartigerweise von der Bevölkerung "geschluckt", obwohl doch genügend Hallen für Veranstaltungen, die jetzt darin stattfinden, vorhanden sind. Eine einfache Sanierung wäre viel billiger und das gesparte Geld könnte für andere städtische Projekte verwandt oder zur Sanierung des Haushalt gespart werden.

Eine Ertüchtigung der Beethovenhalle "mit Kosten nach oben offen" ist ein unverantwortlicher Umgang mit den Steuergeldern der Bürger und Bürgerinnen dieser Stadt!

Dorika Seib, Bonn

Ich zitiere aus der ersten deutschen Ausgabe von DOMUS (eine renommierte Architekturzeitschrift): "Der tiefe Spalt zwischen dem aktuellen architektonischen Diskurs, der sich weltweit immer mehr dem Erhalt und der intelligenten Umnutzung von Bestand zuwendet, und einer Generation von Politikern und Kulturträgern ist sichtbar, die noch an ,Leuchtturmprojekte' glauben und von ,Bilbao-Effekten' reden!" Von den Besuchern eines Festspielhauses auf der grünen Wiese - genau wie von Besuchern der Museumsmeile - wird die Bonner Innenstadt kaum profitieren. Hier von einem wirtschaftlichen Aufschwung zu sprechen, ist Augenwischerei.

Die Bonner Innenstadt muss gestärkt werden, sie braucht dringendst neue Impulse. Es wird höchste Zeit für ein Umdenken, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und in diesem Falle aufhören zu träumen, um die Bonner Bevölkerung vor einem neuen finanziellen und politischen Desaster zu schützen. Wir brauchen keine weiteren Bonner-Denkmalsetzer (Stadthaus, Bonner Loch, WCCB) Ich hoffe, dass OB Jürgen Nimptsch eine Ausnahme in diesem illustren Reigen sein wird.

Heidemarie Weide, Bonn

Noch stimmt es also, dass der Steuerzahler den Bau des Festspielhauses nicht finanzieren muss. Aber schon wird vorgebeugt: Der Steuerzahler zahlt die Erschließung des Bauplatzes, und später ist er bei den Betriebskosten dabei.

Das wird nicht genug sein: Er wird das Bebauungsplanverfahren zahlen müssen (falls das Herr Clement nicht doch aus eigener Tasche bezahlt), dann noch die Innenausstattung des Festspielhauses mit Orgel - ich wage es, den Satz abzuschließen mit "und so weiter".

Nicht der Steuerzahler zahlt die Finanzierung eines Baukredits: Das müssen die Kunden der Beethoventaler-Genossenschaftler übernehmen. Oder wollen letztere die Lizenzgebühren von 3 000 bis 25 000 Euro jährlich etwa aus dem Gewinn bezahlen? Doch nicht aus eigener Tasche?! Bei so viel Kakophonie würde ich auch kein Dirigat übernehmen wollen.

W. Luckner, Bonn

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