Empathie ist nicht der schlechteste Ratgeber

Zum Kommentar von Detlef Drewes "Belgiens Vorstoß zur Sterbehilfe - Der falsche Weg", erschienen am 3. Januar

Es geht nicht so sehr darum, dass ich grundsätzlich Herrn Drewes "Nein" zur Sterbehilfe für "schwer kranke Minderjährige" ablehne. Ein Teil von mir stimmt da auch zu - aber eben nur ein Teil. Die Thematik ist zu vielschichtig, um dazu keine Fragen mehr zu haben. Insofern lehne ich die Exklusivität, mit der Herr Drewes urteilt, deutlich ab, als wenn sich Andersdenkende keine ernsthaften Gedanken machen würden.

Schauen wir uns die Position des belgischen Vaters und Arztes Gerlant van Berlaer an, die in der gleichen Ausgabe im Artikel "Machen Sie, dass der Engel kommt" zitiert wird: "Wenn die betroffenen Minderjährigen ,Urteilsfähigkeit' besitzen, ,unheilbar krank sind' und unter ,unstillbaren Schmerzen' leiden, soll der belgische Gesetzgeber ihnen die Möglichkeit zur Sterbehilfe geben." Ist da "Betroffenheit im Angesicht sterbender Kinder" wirklich "der denkbar schlechteste Ratgeber"? Empathie als emotionaler Aussetzer, Herr Drewes? Eindeutig zu weit geht Herr Drewes, wenn er Menschen, die da eine - ebenso sicher "fragwürdige" - liberale Position beziehen, unterstellt, möglicherweise eher die eigene Hilflosigkeit zu bekämpfen oder sich "aus der schwerwiegenden Pflicht, den Weg eines Sterbenden bis zum letzten Schritt mitzugehen", davon stehlen zu wollen. Grenzt das nicht schon an Diskriminierung?

Hans-Michael Klein, Bad Honnef

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