Eine zweite Chance

Zum Artikel "Diese Wulffs", erschienen am 7. Mai.

 Scheidung ad acta: Christian und Bettina Wulff sind wieder ein Paar. FOTO: DPA

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Die Häme, mit der Thomas Kliemann die angekündigte Versöhnung des Wulff-Ehepaars kommentiert, wird dem Image des General-Anzeigers, offen und unvoreingenommen dem Pluralismus unserer Gesellschaft zu begegnen, nicht gerecht. Was haben die Wulffs denn jetzt schon wieder falsch gemacht? "Als Frau, die ihr Leben selbstbestimmt und eigenständig organisiert hatte, stand ich einem Amtsantritt von Christian sehr ambivalent gegenüber", schreibt Bettina Wulff in ihrer viel gescholtenen Autobiografie.

Mag sein: Das redselige Buch "Jenseits des Protokolls" war das letzte der vielen Beispiele für grenzenlose Naivität, für glamourverliebte Blauäugigkeit, mit der beide Ehepartner sich selbst ins politische Aus und damit auch in die private Sackgasse manövrierten.Mag sein: Der Anruf des Bundespräsidenten Wulff bei Bild-Chefredakteur Kai Diekmann mit dem Versuch der Einschränkung von Pressefreiheit war ein unverzeihlicher Fehler - "der Anfang vom Ende", so die Ehefrau.

Gänzlich widersprechen muss man dem Eindruck, der Auftritt bei der Rücktrittserklärung sei "großartig inszeniert" gewesen. Vielmehr teilte sich dem Zuschauer mit, wie kläglich und hilflos dieser Abgang war. Berechtigt sind Kritik und Neid darüber, dass "verfassungsgemäß" der ehemalige Bundespräsident bis an sein Lebensende seine hohen Diäten bezieht.

Aber jetzt? "Diese Wulffs" setzt man wieder dem Medienrummel aus, mit Schadenfreude und negativer Erwartungshaltung. Sie werden sich ihm kaum entziehen können. "Der für mich und meine Familie eingetretene Schaden ist nicht wiedergutzumachen", schrieb Bettina Wulff damals. Gebt ihnen doch mal eine Chance!

Ingrid Schormann, Rheinbach

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