Eine Verbotskultur hat sich etabliert
Zum Aus für die Klangwelle und zu anderen Lärmklagen und ihren Folgen
Meiner Meinung nach hat sich in den letzten Jahren eine Verbotskultur etabliert, die nun großflächig zum Tragen kommt. Die große Agenda ist "Vermeidung von Emissionen".
Fast jeder ist betroffen. Nur einige Beispiele aus dem GA: Der Kunst!Rasen gerät unter Beschuss von Menschen, die planen, an das Rheinufer gegenüber zu ziehen. Zwei Innenstadtbewohner klagen die Klangwelle ins Aus.
Aus Lärmschutzgründen soll sogar an Hauptstraßen Tempo 30 gelten, auf Autobahnen wird Stück für Stück Tempo 80 eingeführt. Eine zugezogene Rechtsanwältin klagt gegen das Glockenläuten der Elisabethkirche in der Südstadt.
Der Leserbrief eines Rolling-Stones-Konzertbesuchers besteht zur Hälfte aus Rufen nach dem Ordnungsamt. Für 30 Prozent der Raucher gibt es null Prozent Kneipen. Gequarzt wird draußen. Prompt schickt die Stadt eine "Lärmpolizei" los, um Feiern oder auch nur normale Außengastronomie zu kontrollieren. Die Umweltzone wird trotz Wirkungslosigkeit für zehntausend weitere Fahrzeuge gesperrt.
Wer über manche Verbote noch gejubelt hat, erkennt jetzt, dass die Welle nicht aufzuhalten ist und auch ihn irgendwann trifft. Oder glaubt der Anwohner, der den Verkehr vor seiner Haustür ausbremst, er könne noch lange vor anderer Leute Haustür feiern? Nur wer absolut still in einem Schuhkarton sitzt, erzeugt keine Emissionen.
Wollen wir so leben? Verbieten ist keine Einbahnstraße. Ich meine: Nicht Durchregulierung, sondern "Leben und leben lassen" ist die Grundlage für ein gutes Miteinander.
Peter Kanzow, Bonn