Eine Heuschrecke geht, die nächste kommt

Zum Eigentümerwechsel bei der Warenhauskette Karstadt

 Für Karstadt ist es "fünf vor zwölf". Nach der Übernahme der Warenhauskette durch den Investor René Benko bangen die Mitarbeiter um ihre Zukunft.

Für Karstadt ist es "fünf vor zwölf". Nach der Übernahme der Warenhauskette durch den Investor René Benko bangen die Mitarbeiter um ihre Zukunft.

Foto: dpa

Wann wenden sich endlich Wirtschaftspolitik und Gewerkschaften gegen das seit Jahren in der deutschen Wirtschaft grassierende "Heuschreckenfieber"? Aktuell im Fall Karstadt. Die eine Heuschrecke - Nicolas Berggruen - geht, nachdem Kasse gemacht wurde, und die nächste kommt.

Heuschrecken sind Insekten, die sich räuberisch ernähren. In der Praxis heißt das: Preisgünstige Übernahme der Unternehmen. Karstadt wurde zu einem Euro verramscht. Realisierung stiller Reserven bei den Warenhäusern und Immobilien in Innenstadtlage. Abkassieren und gehen.

Was Heuschrecken überhaupt nicht interessiert, sind die Arbeitsleistung der Mitarbeiter sowie Produkte und Märkte. Beiträge zum Gemeinwesen in Form von Steuern und Abgaben müssen in jedem Fall durch Verlustvorträge vermieden werden. Die Verlegung der Firmenzentrale in ausländische Steuerparadiese ist ebenfalls eine gern praktizierte Variante.

Warum vor diesem Hintergrund Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft immer noch an das Gute in der Heuschrecke glauben, bleibt unklar.

Heinz-Peter Göbbels, Bonn

Der Rheinbacher Handelsexperte Thomas Roeb äußert sich zum Schicksal der Karstadt Warenhäuser und deren Mitarbeiter. Er vertritt die Auffassung, dass die Mitarbeiter überdurchschnittlich gut verdient haben und demnach keinerlei Mitleid verdienen.

Na Bravo, Herr Roeb, Ihnen ist offensichtlich entgangen, dass ein Herr Berggruen den Laden für einen Euro übernommen, die Filetstücke für viel Geld verkauft und keinerlei Investitionen getätigt hat. Und wer sind nun die Leidtragenden - die Mitarbeiter. Aber der Unternehmer trägt ja das Risiko - zumindest wird das immer wieder behauptet. Ihre Äußerungen in Ehren, Herr Roeb, aber auch Sie sollten zur Kenntnis nehmen, dass Mitarbeiter keine Sklaven sind.

Rolf-Dieter Koberstein, Sankt Augustin

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