Ein nur halbherziges Musical

Zur Aufführung "Das Phantom der Oper" am 30. Dezember in der Beethovenhalle

 Deborah Sasson und Axel Olzinger.

Deborah Sasson und Axel Olzinger.

Foto: Vergau

Endlich einmal ein Musicalbesuch vor der Haustüre, ohne Hunderte von Kilometern zurücklegen zu müssen", werden viele gedacht haben. Um es vorwegzunehmen: Diese Aufführung war halbherzig inszeniert, was leider auch die Stimmen der Hauptakteure nicht wett zu machen vermochten. Das Bühnenbild bestand nahezu ausnahmslos aus verschiebbaren Vorhängen mit unterschiedlichen Motiven, eines davon eine abfotografierte Steinwand mit dem Charme einer Bahnhofswartehalle. Musicalatmosphäre konnte so nicht aufkommen. Schon gar nicht, da viele Szenen sich lediglich in der rechten Ecke der Bühnen abspielten, wo der Zuschauer sich in die Garderobe der Solistin versetzt sah, die - natürlich - wieder mit Vorhängen von der restlichen - ungenutzten - Bühne abgetrennt war.

Nun mag der Kenner der Beethovenhallen-Räumlichkeiten einwenden, dass deren Bühne auf Grund des beschränkten Platzangebotes keine aufwendige Kulisse zulasse. Ist das ein Argument? Wir haben schließlich noch die Oper, oder? Und dass sich ansprechende Bühnenbilder auf engstem Raum unterbringen lassen, beweisen die im Bonner Raum ansässigen Kleintheater immer wieder. Es gehört schon einige Unverfrorenheit dazu, vor der Veranstaltung Programmhefte (mit CD) zu verkaufen, deren Fotos dem geeigneten Besucher Bühnenbilder vorgaukeln, die er mitnichten auch nur annähernd zu sehen bekommt.

Die possenhaft und komödiantisch anmutenden längeren Dialoge konnten die Inszenierung ebenfalls nicht aufwerten. Vielmehr stellte sich die Frage nach deren Gesamtzusammenhang. Wo blieb das Leichte, Beschwingte, Mitreißende, das ein Musical ausmacht? Wo blieb das Abtauchen in die Aufführung, in die Musik und den Tanz? Auf die für ein Musical typischen Elemente des gemeinsamen Singens aller Darsteller hoffte der Zuschauer nahezu ebenso vergebens wie auf begeisternde Tanzszenen.

Diese wurden kurzerhand durch sich in einigen Szenen rudimentär bewegende drei Balletteusen ersetzt. Ein Musical? Wenn diese Aufführung den Namen verdienen sollte, nur mit dem Zusatz: halbherzig.

Ellen-Brigitte Lawaczeck, Bonn

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