Ein Unterton von Häme ist unangebracht

Zum Artikel "Bürgerprotest sprengt den erlaubten Geräuschpegel - Krach und ,Raus aus Bonn'-Sprechchöre: Flashmob von Klangwellen-Freunden gegen einen Beschwerdeführer in der Innenstadt" vom 4. Oktober

Unerträglich finde ich es, dass es wieder Bürger gibt, die sich vor der Wohnung eines Mitbürgers aufbauen und "Raus aus Bonn"-Rufe skandieren. Eine gute Idee, den Frust über den Abgang der Klangwelle zu artikulieren, bekommt so einen mehr als faden Beigeschmack.

Auch Ihrem Redakteur war offenbar nicht wohl bei der Sache, sonst hätte er seinen Beitrag sicherlich nicht noch mit der Interpretation zu dieser Meinungsäußerung garniert. Hier hätte ich mir mehr Zivilcourage gewünscht, um diesen Vorgang als das zu benennen, was es war: unsäglich.

Jutta Eich, Bonn

Ich bin tief erschrocken über öffentliche Denunzierung: Die Fotos erinnern an Zeiten in der deutschen Geschichte, die eigentlich überwunden sein sollten: Ein Mob versammelt sich vor einem Haus, um einen Bürger öffentlich zu brandmarken.

Noch dazu hat dieser Bürger nichts anderes gemacht, als Gesetze für sich geltend zu machen. Wenn sich die Mehrheit darüber aufregt (ich auch), kann sie über die Politik die Gesetze ändern. Man lese bitte das Grundgesetz, beginnend Artikel 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Wo war die Polizei? Wo bleibt der Aufschrei der Medien?

Andreas Quiring, Bonn

Es gibt ein ordnungsgemäß zustandegekommenes Immissionsschutzgesetz. Es gibt den Rechtsweg, der dem Einzelnen offensteht. Es gibt auch die durch die Verfassung garantierte Versammlungsfreiheit.

Rufe wie "Raus aus Bonn" vor dem Haus eines Einzelnen, der die Garantie des Rechtsweges für sich in Anspruch nehmen darf und sich auf ein Gesetz berufen möchte, erinnern mich erstens an sehr dunkle Kapitel der Geschichte im Allgemeinen und der deutschen Geschichte im Besonderen und zweitens an den Parlamentarischen Rat in Bonn, dessen Arbeit diese Bonner Demonstranten mir nicht würdig erscheinen.

Constantin Herbert, Bonn

Mit ungläubigem Kopfschütteln las ich als langjähriger GA-Leser den Artikel vom Wochenende über die Zusammenrottung von über 200 Menschen - angeführt von dem Betreiber des Brückenforums - gegen den sogenannten "Klangwellengegner".

Dieser Mensch hat vor einem ordentlichen deutschen Gericht im Rahmen einer Klage Recht bekommen und wird nun gemobbt! Ich bin 91 Jahre alt und habe als Jugendlicher eine Zeit erlebt, in der solche gezielten Aktionen häufig stattfanden. einer unabhängigen Zeitung wie dem GA erwarte ich, dass sie derartige Verunglimpfungen ganz deutlich verurteilt und sich davon distanziert. Ein Unterton leichter Häme gegenüber dem Kläger ist hier völlig unangebracht.

August Maas, Bonn

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