Ein Stück Sauberkeit, das in Zukunft wieder fehlen wird

Zum Artikel "Hundekotbeutel nicht mehr gratis", erschienen am 12. Juni

 Mit der Aufschrift an einer Station für Hundekotbeutel wird im hessischen Egelsbach erklärt, wie die Tüten - die allerdings fehlen - benutzt werden sollen. FOTO: DPA

Mit der Aufschrift an einer Station für Hundekotbeutel wird im hessischen Egelsbach erklärt, wie die Tüten - die allerdings fehlen - benutzt werden sollen. FOTO: DPA

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Hundekotbeutel nicht mehr kostenlos und Erhöhung der Hundesteuer? Das scheint eigentlich nicht zusammen zu passen. Aber das hat für Verwaltungsbeamte nichts miteinander zu tun. Manch einer denkt vielleicht, die Hundesteuer diene dazu, die Kosten für die Beseitigung von Hundekot zu decken. Für die Beseitigung ist aber der Hundehalter selbst verantwortlich, Unterlassung wird mit Bußgeld geahndet. Die Hundesteuer ist zweckfrei, man bekommt absolut nichts dafür.

Es geht nur um die Einnahmen - mehr als 1,5 Millionen Euro im Jahr (erhebliche weitere Einnahmen kommen aus der Mehrwertsteuer für Hundenahrung). Zu Kaisers Zeiten als Luxussteuer für Hunde und Pferde eingeführt, kann sie von den Gemeinden erhoben werden, muss aber nicht, deshalb gibt's ja auch keine Pferdesteuer.

Unstreitig hat die kostenlose Abgabe von Hundekotbeuteln zur Sauberkeit beigetragen, deshalb sollte die Verwaltung die Maßnahme noch mal überdenken und dabei berücksichtigen, ob man nicht doch ein Prozent der Hundesteuereinahmen für die Kotbeutel ausgeben kann. Für manchen älteren und alleinstehenden Menschen mit geringem Einkommen ist der Hund kein Luxus, sondern der einzige "Ansprechpartner" und die in Bonn spitzenmäßige Hundesteuer ohnehin eine Zumutung.

Ich schlage vor, eine Pferdesteuer (Pferde sind keine landwirtschaftlichen Nutztiere mehr, sondern echter Luxus) zu erheben, das brächte dann wirklich was in die Kasse. Ich bin übrigens nicht betroffen: Meine Spaziergänge führen über Wachtberger Gebiet, und dort sind die Kotbeutel kostenlos.

Horst-Werner Kulow, Bonn

Da wurden vor Jahren die Spender für die Hundekotbeutel für viel Geld aufgestellt, doch wegen klammer Haushaltskassen sollen sie nun nicht mehr befüllt werden. Till Eulenspiegel hätte seine Freude daran! Da haben sich die Hundebesitzer langsam an die Beutelchen gewöhnt und füllen die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge mittlerweile fast alle in die bereitgestellten Beutel, doch zukünftig entfällt das Aufsammeln mangels Tütchen.

Die Stadtverwaltung bereitet Bonn mit solchen Maßnahmen intensiv auf Beethovens runden Geburtstag vor. Nicht nur, dass die anreisenden Besucher über durchweg schlechte Straßen fahren müssten, auch das Flanieren am Rhein und in den Parks wird zum Hindernislauf, sowie von unangenehmen Gerüchen und vielen Schmeißfliegen begleitet sein.

An sich ist die Bonner Stadtverwaltung in Sachen "Steuern und deren Erhöhung" doch normalerweise recht clever, wenn man mal an die Verrichtungssteuer oder die Grundsteuer denkt. Vielleicht sollte man alternativ die Hundesteuer um einen kleinen Betrag erhöhen und davon weiterhin die Beutelchen kaufen. Alternativ könnte man auch die Zuschüsse, welche nur einem kleinen, interessierten Teil der Bürger zu Gute kommen, streichen. Mir fallen da auf Anhieb die Oper und Theaterkarten ein.

Rainer Sihr, Bonn

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