Die Verteilung stimmt nicht

Zum Artikel "Wirtschaft sieht falsche Signale", erschienen am 7. Juli

Die Wohltaten, die unsere Regierung für das gemeine Volk beschlossen hat, sind natürlich für die Wirtschaft falsche Signale. Am liebsten würde sie wohl behaupten, wenn das alles verwirklicht wird, geht die Welt unter. Kein Geringerer als Ludwig Erhard (CDU) forderte bereits 1957 Wohlstand für alle. Und was ist daraus geworden?

Die Arbeitswelt wurde für sehr viele zur Sklaverei. Befristete Arbeitsverträge, Ein-Euro-Jobs, Vollbeschäftigte mit Aufstockung und so weiter. Wie soll ein Beschäftigter noch eine Rente für einen menschenwürdigen Ruhestand erwirtschaften?

Nein, so bestimmt nicht. Dafür werden für Manager, Vorstände unter anderem Gehälter gezahlt, die sie gar nicht ausgeben können. Immer weniger Arbeitnehmer müssen für immer mehr Rentner die Rente erarbeiten.

Beamte dagegen bekommen höhere Pensionen aus dem laufenden Steueraufkommen und zahlen dafür keinerlei Beiträge. Viele Großunternehmen betrügen durch heimliche Preisabsprachen das Volk in großem Umfang, und wenn Sie auffallen zahlen sie die Strafe ohne Murren.

Es bleibt ja noch genug übrig. Die Weltkonzerne wie Starbucks, Amazon, Apple oder Google sind Weltmeister im Steuersparen durch alle möglichen Tricks. Seit Jahrzehnten versuchen unsere Politiker die vielen Schlupflöcher zu stopfen - und was geschieht?

Wo eines geschlossen wird, tun sich zwei auf. Durch die Gewinn-Verlagerungen entgeht dem Staat mehr Geld als durch Steuerhinterziehung. Die Hauptlast trägt dafür der Mittelstand. Wie viel Ungerechtigkeiten soll eigentlich das Volk noch ertragen?

Wenn wir ein Volk sein wollen wie eine Familie, dann würden die Starken ohne großartige Aufforderung den Schwachen beistehen, und jeder könnte sich eines bescheidenen und menschenwürdigen Lebensstandards erfreuen. Deutschland ist ein reiches Land, nur die Verteilung stimmt nicht.

Wilfried Meißner, Bonn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort