Die Sparvorschläge der Bonner Verwaltung polarisieren

Zur Bonner Rotstiftliste und den bislang erschienenen Leserbriefen zu diesem Thema.

Das Hardtbergbad soll ebenso wie das Frankenbad saniert werden, einigen anderen Bädern droht gemäß der Bonner Rotstift-Liste die Schließung.

Das Hardtbergbad soll ebenso wie das Frankenbad saniert werden, einigen anderen Bädern droht gemäß der Bonner Rotstift-Liste die Schließung.

Foto: Richard Bongartz

Man kann es nur mit dem Wort Verelendung beschreiben, was Bonn jetzt - trotz gewaltig sprudelnder staatlicher Steuereinnahmen und gewaltiger Rücklagen bei den ansässigen Unternehmen - bevorstehen soll: der massive Abbau sozialer und kultureller Einrichtungen. Doch eine Stadt wie Bonn kann auf diese Errungenschaften nicht verzichten: Bonn braucht dringend seine Schwimmbäder, seine reiche Theaterkultur mit ihren vielfältigen Spielstätten städtischer, aber auch privater Art, seine wichtigen kleinen Museen, seine sozial so bedeutsamen Stadtteilbibliotheken. Aber es braucht auch dringend Visionen für die Zukunft wie die Idee eines Festspielhauses. Nur aus diesem realen und utopischen Reichtum kann Neues erwachsen. Doch jetzt steht Bonn der Fall in die Bedeutungslosigkeit voraus. Dieser bevorstehenden Verelendung müssen sich die Bürger dieser Stadt mit allen Mitteln entgegenstellen.

Michael Barfuß, Bonn

Eines vorweg: Kultur ist genauso wichtig wie Sport. Jedoch werden täglich mehr Schüler, Vereinsmitglieder und andere Leute ins Schwimmbad gehen als ins Theater. daher sollte in der Kultur mehr gespart werden als im Sport. Und dann die Idee, auch noch das Ennertbad, einziges Freibad auf der rechten Rheinseite, schließen zu wollen, ist mir völlig unverständlich.

Wo sollen sich Kinder und Jugendliche in den Ferien denn aufhalten? Herr Nimptsch, Sie waren doch Schuldirektor und müssten sich doch gerade für die Belange von Kindern verstärkt einsetzen. Und warum kommen Sie nicht auf die Idee, die WCCB-Riege Dieckmann, Hübner und Zwiebler zum ehrenamtlichen Einsatz in Schwimmbädern zu verdonnern und deren Pensionsansprüche drastisch zu kürzen?

Sabine Rodenbach, Bonn

Herrn Nimptschs Sparvorschläge sind fantasielos. Sie stoßen diejenigen vor den Kopf, die sich seit Jahren ehrenamtlich für diese Stadt engagieren. Die erfolgreiche Arbeit des Fördervereins Freibadfreunde Friesdorf wird in keinster Weise gewürdigt. Dort sind bald 3000 Mitglieder organisiert. So sind dort in jedem Sommer rund 180 Kinder in den Schwimmkursen (von wegen "Schwimmen lernt man nicht im Freibad"). Seit sechs Jahren findet der stadtweit beachtete Friesathlon mit jeweils rund 160 Teilnehmern statt. Eine eigene Schwimmbadgastronomie betreibt der Förderverein seit drei Jahren.

Der Verkauf der Saisonkarten für Mitglieder findet seit zwei Jahren statt - zusätzlich zu diesen Eintrittsgeldern hat der Verein 2013 und 2014 rund 50 000 Euro an die Stadt überwiesen. Ebenfalls seit zwei Jahren führt der Verein zusammen mit der Bonner Kinemathek die Friesdorfer Filmnächte im Freibad mit jeweils fast 2000 Besuchern durch. Das Freibad ist wichtig für Familien mit kleinen Kindern und Jugendliche. Kinder und Jugendlichen können dort noch alleine ins Bad gehen - ohne dass ihnen wie im Rüngsdorfer Bad sofort das T-Shirt oder das Fahrrad geklaut wird. Auch eine Security ist, im Gegensatz zum Rüngsdorfer Freibad, nicht nötig. Auch zahlreiche Senioren nutzen das Friesi.

All dieses Engagement der Freibadfreunde wird nicht gewürdigt, Familien, Behinderte und Senioren bleiben außen vor. Danke, Herr Nimptsch! Sie hätten den Bonner Bürgern einen großen Gefallen getan, wären Sie zur letzten Kommunalwahl, wie viele Ihrer Amtskollegen in NRW, zurückgetreten und hätten dem Bonner Steuerzahler somit 500 000 bis 600 000 Euro für eine separate OB-Wahl erspart.

Annette Eder, Bonn

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