Die Landwirtschaftskammer und das liebe Geld

Zum Artikel "Der Umzug wird teurer" vom 17. Juli

 Gewächshäuser und Anbauten der Landwirtschaftskammer in Bonn-Roleber werden 2016 abgerissen. Dort sollen Einfamilienhäuser errichtet werden.

Gewächshäuser und Anbauten der Landwirtschaftskammer in Bonn-Roleber werden 2016 abgerissen. Dort sollen Einfamilienhäuser errichtet werden.

Foto: Willcke

Vielen Dank für den interessanten Bericht zum Umzug der Landwirtschaftskammer. Wer die seit langem in gewissen Abständen erscheinenden Artikel zur Landwirtschaftskammer verfolgt, wird sich über die Entwicklung nicht wundern. Wie viele andere Institutionen verabschiedete die Landwirtschaftskammer ein neues Organisationskonzept.

Die tatsächlichen Kosten für dieses werden künstlich niedrig gehalten, und das Einsparpotenzial wird extrem hoch angesetzt. So lässt sich jedes Konzept schönrechnen. Und schon jetzt gibt es Kostensteigerungen in Millionenhöhe, obwohl die Landwirtschaftskammer noch gar nicht mit dem Bauen begonnen hat.

Wetten, dass dies nicht die letzten sein werden, über die der General-Anzeiger wird berichten können? Die tatsächlichen Kosten werden am Ende viel höher und der Einspareffekt viel niedriger sein.

Wäre schön zu erfahren, wer am Ende die Zeche zahlen muss, wenn sich die Landwirtschaftskammer übernommen haben sollte. Klar, die kleinen Kammerbeschäftigten auf alle Fälle.

Wer wird jedoch die Kredite begleichen, die für solche Baumaßnahmen in der Regel aufgenommen werden? Wieder der Steuerzahler? Wäre es da nicht sinnvoll, wenn die zuständigen politischen Stellen (zum Beispiel Minister Remmel) genauer hinschauen und rechtzeitig reagieren würden?

Bevor die Sache nicht mehr zu stoppen ist und dann das Geld ausgegeben werden muss? Nachher wird es aus der Politik wieder nur heißen, dies konnte keiner so kommen sehen. Hier allerdings schon. Ich hoffe, dass der General-Anzeiger weiter an dieser Sache dranbleiben wird.

Ralf Brünglinghaus, Bonn

Die beschriebene Sachlage in Ihrem Artikel zum Umzug der Landwirtschaftskammer verwundert schon sehr. Meine befreundete Nachbarin schaut als langjährige Teilzeitbeschäftigte bei der Kammer in eine ungewisse Zukunft, da Versprechungen ihres Arbeitgebers nicht eingehalten wurden, obwohl vermeintlich fehlendes Geld für sozialverträgliche Maßnahmen nun doch für Gebäudeausbau und Investitionen im großen Umfang vorhanden ist.

Bevor der Beschluss zur Schließung des Kammergebäudes in Bonn-Roleber gefasst wurde, stellte sich 2012 der Kammerdirektor vor die Beschäftigten und erklärte, dass die Schließung des Bonner Standortes sozialverträglich erfolgen wird.

Doch leider ist von dem damaligen Versprechen nichts mehr übrig geblieben, denn die Verantwortlichen in der Kammer behaupten seit geraumer Zeit, dass die Kammer kein Geld hat, sozialverträgliche Maßnahmen für die Beschäftigten zu finanzieren.

Zwar liegt den meisten Beschäftigten inzwischen das "Angebot" der Kammer vor, ab 2016 ihren Arbeitsplatz in Münster (ca. 200 Kilometer entfernt) aufzunehmen. Für meine Nachbarin und für viele ihrer Kolleg/-innen ist dies allerdings keine akzeptable Lösung.

Bei ihrem nicht allzu hohen Gehalt sind ständige Fahrten und ein Zweitwohnsitz auf Dauer einfach nicht zu finanzieren. Viele ihrer teilzeitbeschäftigten Kolleg/-innen kümmern sich um ihre Familien, haben Kinder oder pflegebedürftige Angehörige, die nicht nur am Wochenende zu betreuen sind.

Wenn es bei der Umzugsentscheidung bleibt, werden sich daher viele Betroffene gezwungen sehen zu kündigen - und das nach 20, 30 und mehr Jahren der Kammerzugehörigkeit.

Allerdings gibt es ja berechtigte Hoffnung: Denn jetzt, wo die Kammerführung innerhalb kürzester Zeit viele Millionen Euro für Um- und Neubauten verwenden wird - ohne große Diskussion um die Finanzen -, sticht das Argument ja nicht mehr, dass die Landwirtschaftskammer kein Geld für sozialverträgliche Maßnahmen für langjähriges Personal hat. Danke für Ihren aufschlussreichen Bericht.

Christine Schwerin, Bonn

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