Die Kirche darf sich nicht zurückziehen

Zu den Kirchenaustritten

 Ein Mann verlässt eine katholische Kirche. Seit Jahren leiden die Kirchen in Deutschland unter Mitgliederschwund.

Ein Mann verlässt eine katholische Kirche. Seit Jahren leiden die Kirchen in Deutschland unter Mitgliederschwund.

Foto: dpa

Das gibt es auch heute noch: dicht besetzte Kirchenbänke während der Gottesdienste und ein reges Gemeindeleben, in dem menschliche Vielfalt zählt und einladend wahrgenommen wird.

Kirchenaustritte als Maßnahmen der Steuerersparnis? Dieses oberflächliche Argument zeugt von dem Bedürfnis, den rein finanziellen Akt als unvermeidbares, dem Trend der Zeit entsprechendes Handeln abtrünniger Kirchenmitglieder zu erklären.

Kirchliche Leitungsgremien, die derartig dürftige Gründe für die vermehrten Kirchenaustritte verantwortlich machen, sehen sich - praktischerweise - nicht in der Pflicht, ihr eigenes Verhalten zu überprüfen. Das aber würde sich lohnen.

Denn viele christlich orientierte Menschen, die sich bewusst und kritisch mit dem Sinn ihrer Konfessionszugehörigkeit und dem dort vorhandenen "Bodenpersonal Gottes" auseinandersetzen, schauen genau(er) hin, ob es dort, neben der sonntäglichen Verkündigung, auch eine glaubwürdige Wahrhaftigkeit im (Alltag) Verhalten der Verantwortlichen gibt.

Wo dies der Fall ist, gibt es sie mit Sicherheit: Gemeinden mit zunehmenden Kircheneintritten.

Christiane Schiermeyer, Bonn

Wenn die Kirche spart, macht sich das immer gut. Aber Sparen an sich ist kein Selbstzweck. Mit welchem Ziel spart die Evangelische Kirche im Rheinland? Will sie an anderer Stelle investieren? Wenn ja: wo? Oder will sie lediglich abbauen?

Wenn ja, dann wären ja auch jetzt schon Arbeitsbereiche überflüssig, verzichtbar, jahre-, jahrzehntelang wäre Geld zum Fenster hinausgeworfen worden. Die Kirche hätte sich Luxus geleistet, und das Geld fehlt jetzt in den Rücklagen. Demografischer Wandel und zurückgehende Mitgliederzahlen dürfen nicht Gründe sein, warum sich Kirche zurückzieht. Ihr Auftrag ist es, den Menschen Gottes geplante neue Weltordnung nahezubringen, wie Jesus Christus sie uns dargelegt hat, Menschen dafür zu gewinnen und zum Mitmachen einzuladen.

Ich wünsche mir, etwas davon in der Zeitung zu lesen, wie die Evangelische Kirche im Rheinland das angehen will oder weiterführen wird. Angesichts eines aggressiven Islams ist nicht Rückzug angesagt, sondern offensives Vertreten unseres christlichen Anliegens. Vor zehn Jahren hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland vorgenommen, bis zum Jahr 2030 (warum gerade das Jahr?) "gegen den Trend zu wachsen". Ein Viertel der Zeit ist um, aber es geht weiter bergab mit den Mitgliederzahlen.

Oder wartet man auf das Jubiläumsjahr 2017 (500 Jahre Thesenanschlag durch Martin Luther) und erhofft sich von ihm die große Wende zum Heil?

Pfarrer i.R. Ernst Jochum, Bonn

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