"Die Gesundheit der Anlieger wird geopfert"

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 Zwei Lärmquellen nebeneinander: Die Bahntrasse und die B 42. Die Aufhebung eines Durchfahrtverbots für Schwerlastverkehr auf der B42 empört Bürger. FOTO: GA-ARCHIV

Zwei Lärmquellen nebeneinander: Die Bahntrasse und die B 42. Die Aufhebung eines Durchfahrtverbots für Schwerlastverkehr auf der B42 empört Bürger. FOTO: GA-ARCHIV

Lärm macht krank - eine häufig gebrauchte Schlagzeile, ob es um Bahnlärm, Straßenlärm oder auch um zu laute Musik geht. Dieser Hilferuf greift aber in dieser Abgrenzung der Schädigung zu kurz. Am 8. Mai 2015 fand in Leutesdorf eine Demonstration gegen die "Aufhebung Durchfahrverbot für Schwerlastverkehr auf B42" statt. 350 Teilnehmende protestierten gegen die "stillschweigende Freigabe" der B42 für Lkw über 7,5 Tonnen. Was treibt so viele Bürger auf die Straße, was müssen die Anwohner der B42, besonders die Anwohnerschaft in Leutesdorf und Linzhausen, dort täglich - auch nachts - ertragen?

Es muss in dieser Deutlichkeit geschrieben werden. Die Gesundheit der Anlieger wird dem wirtschaftlichen Nutzen geopfert. Die Lastwagen fahren auch nachts und dies dann oft mit nicht angepassten Geschwindigkeiten. Die materiellen Belastungen der Anlieger/Besitzer, der durch den Schwerlastverkehr betroffenen Straße, der B42 in Leutesdorf und Linzhausen, bringen viele Anlieger auch in finanzielle Bedrängnis.

Durch Erschütterungen entstehen an den Häusern Schäden. Die Eigentümer erleiden Vermögens-Verluste. Wer kann dort noch eine Immobilie verkaufen beziehungsweise wer möchte dort ein Haus erwerben? Die zu erwartende Nichtnutzung oder auch die Rückstufung der Gebäude führt heute schon zu einer schleichenden Verödung in den Innerorten und wird sich sicherlich weiter fortsetzen.

Bekannt ist, dass die Belastung der Straßen durch Lkws die der Beanspruchung durch Pkws um das bis zu 10 000 fache übersteigt. In Leutesdorf wurde vor Jahren die Aktion "Unser Dorf soll schöner werden" gestartet - von der Kreisverwaltung unterstützt. Soll dies alles auf der Strecke bleiben? Den Anliegern/Besitzern ist auch kaum zu vermitteln, dass die B42 auch zunehmend vom Fernverkehr durch Lkws der anderen Rheinseite in Anspruch genommen wird. Die B9 wird aus vielerlei Gründen kaum genutzt, dies kann man den Anliegern an der B42 sicherlich nicht vermitteln.

Dem Hinweis "Die Leutesdorfer hätten ja vor 55 Jahren in Sachen B42 anders entscheiden können" müssen wir heute mit etwas mehr Verständnis begegnen. Autos und Lastwagen waren von ihrer Häufigkeit her damals - um 1960 - bei deren Ortsdurchfahrt noch ein Dorfgespräch wert. Entscheiden wir denn heute in einer Sachbewertung für ein Jahr nach 2070 immer richtig? Wenn es der Sache hilft, wird man für Anlieger-Speditionen, gegebenenfalls nur für diese Gruppe, eine Sonderregelung finden. Was nützt der Hinweis auf die Wirtschaftlichkeit, wenn die Gesundheit vieler auf der Strecke bleibt?

Die Politik ist gefordert, hier eine verträgliche Lösung zu finden. Dieses Thema lässt sich nicht aussitzen. Ohne zu handeln wird sich die Situation eher noch verschlimmern, denn der Güterverkehr und damit die Belastungen in Leutesdorf und Linzhausen werden sonst weiter anwachsen.

Winfried Lotzmann, Bad Hönningen

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