Die Demonstrationen bewegen die Gemüter

Zu den Artikeln "Konfrontation am Kaiserplatz" und "Viele Passanten schauen ratlos zu" sowie zum Kommentar "Bedrohliche Szenen" von Rüdiger Franz, erschienen am 16. Dezember

Der Kommentar von Herrn Rüdiger Franz analysiert und bewertet das Geschehen auf dem Kaiserplatz am Montag - von Dresden und anderen Orten quer in der Republik nun auch nach Bonn übergeschwappt - in dankenswerter objektiver und nüchterner Weise und dennoch klaren Worten.

Die offenkundig gewordenen Ängste, der angestaute Unmut sowie die Unzufriedenheit eines bisher schweigenden, nicht unbeträchtlichen Teils der Gesellschaft offenbaren Probleme in unserem Staat, die - ohne zum Tabu erklärt - aufgegriffen, erörtert und einer Lösung zugeführt werden müssen. Und zwar ohne ideologische Scheuklappen und einen moralischen Alleinvertretungsanspruch.

Klar ist, bei den Initiatoren der Pe-/Bogida-Protestzüge handelt es sich vorwiegend um rechtsradikale/extreme Verfassungsfeinde, für die der Kernsatz einer wehrhaften Demokratie unmissverständlich zu gelten hat: Keine Toleranz der Intoleranz gegenüber. Dieser Leitsatz muss aber gleichermaßen gegenüber den verfassungsfeindlichen Elementen des linken Spektrums seine Berechtigung haben.

Die "Antifa" ist sicherlich alles andere als ein "lupenreiner" demokratischer Verein. Es darf nicht sein, dass die Antifa bestimmt, wer wann wo demonstrieren darf. Das müssen alle von "Bonn stellt sich quer" wissen. Die Gefahren eines gegenseitigen Hochschaukelns der Extremisten von rechts und links sollten aus der verhängnisvollen Geschichte des 20.Jahrhunderts bekannt, Weimar in den Köpfen präsent sein.

Die neue Protestbewegung hat vielfältige Ursachen und Beweggründe, die nicht wegdiskutiert werden können. Zuwanderung ist unabdingbar für die Zukunft unseres Landes, aber: Die Integration vieler ausländischer Mitbürger, zumal aus dem islamischen Kultur-/Religionskreis ist - aus den vielfältigsten Gründen - keineswegs gelungen, Stichwort Parallelgesellschaften, Kriminalität. Das ist Islamistischer Terror und Extremismus (Salafisten, IS, Scharia), gegründet in missbräuchlicher Berufung auf die islamische Religion, hierzulande und weltweit mit barbarischer Christenverfolgung.

Georg Schäfer, Bonn

Ich (65 Jahre alt) bin auf dem Kaiserplatz gewesen, um gegen "Bogida" zu demonstrieren. Froh bin ich über das besonnene Verhalten der Polizei und besonders über eine friedliche, das heißt gewaltfreie Blockade der geplanten "Spaziergangswege" durch die Innenstadt Bonn.

In der "Charta der Vielfalt" und "Bonner Erklärung gegen Rassismus", die der Rat der Stadt am 10. Juli 2009 verabschiedet hat, steht als erster Satz: "Bonn ist eine Stadt, die geprägt ist von einer Vielfalt der Sprachen, Kulturen und Religionen." und endet mit dem Satz: "Die Mitglieder unseres Stadtrates und der Bezirksvertretungen haben erklärt, sich persönlich offensiv gegen Gewalt, Diskriminierung und Rassismus einzusetzen." Und genau das haben die getan, die sich am Montagabend quer gestellt haben in Bonn.

Jutta Schulz, Bonn

Fangen wir mit der Überschrift auf der Titelseite an: "Bonner Gegendemonstranten blockieren Bogi-da." Betrachten wir das Titelbild: ein Häufchen Bogida-Demonstranten mit Deutschlandfahnen. Dazu die Bildzeile: "Demonstranten und Gegendemonstranten stehen sich am Bonner Kaiserplatz gegenüber." Das suggeriert, es handle sich um zwei gleichberechtigte Gruppen. Zahlen werden genannt: 200 Bogida-Teilnehmer, 3000 Gegendemonstranten.

Am 16. Dezember fehlte jeglicher Hinweis, dass ein Pro-NRW-Mitglied zu Bogida aufrief. Stattdessen lesen wir im Bonner Teil einen Kommentar von Rüdiger Franz in abendländischer Untergangstonalität. Erster Satz: "Blüht dieser Stadt so etwas jetzt öfters?" Außerdem: "Die Situationen, denen sich mancher unbeteiligter Passant auf dem Heimweg gegenübersah, wirkten zuweilen beängstigend."

Was macht Franz Angst? 3000 Demonstranten, die mit friedlichen Mitteln sich querstellten? Franz kritisiert die Querdenker, "die unter der Flagge der 'Toleranz' das Demonstrationsrecht anderer im Wortsinne blockieren." In fahrlässiger Gleichgültigkeit heißt es im GA, dass bei Bogida "auch einzelne Angehörige der Neonaziszene teilnahmen".

Die Überschriften irrlichtern umher: "Konfrontation am Kaiserplatz"; "Viele Passanten schauen ratlos zu". Von einer anonymen Passantin lesen wir, "dass hier heute die politische Mitte fehlt". Zwar seien erkennbar auch bürgerliche Parteien wie SPD und Grüne unter den Gegendemonstranten gewesen, und auch die evangelische Kirche habe zur Teilnahme aufgerufen. Dennoch meinte sie - wie andere Zaungäste - ein Vakuum in der "Mitte" ausgemacht zu haben.

Heißt das, nur die katholische Kirche, CDU und FDP bilden in Bonn die Mitte? 3000 Bonner Bürgerinnen und Bürgern haben nicht am Rand, sondern mitten in der bunten Bundesstadt Bonn, an einem kalten Montagabend Flagge gezeigt. Darüber hätte ganz anders berichtet werden können. Nur der GA stand dazu quer und schaute ratlos zu.

Solcher Journalismus steht weniger in der Mitte, als vielmehr sich selbst im Weg. Allen, besonders Obdachlosen, Flüchtlingen und Asylbewerbern seien im christlich-jüdischen Abendland gesegnete Weihnachten gewünscht, trotz allem.

Pfarrer Siegfried Eckert, Bonn

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