Die Argumente der Stadt überzeugen nicht

Zu den Berichten "Personal fehlt: Hardtbergbad vorerst dicht - Andere Freibäder öffnen am Wochenende" sowie "Kein Badespaß im Hardtbergbad - Entscheidung der Stadt, das Freibad nicht zu öffnen, löst Verständnis und Skepsis aus", erschienen am 29. Mai

 Der Start in die Freibadsaison verzögert sich: Das Hardtbergbad wird am 1. Juni noch nicht geöffnet, weil es nach Angaben der Stadt Bonn nicht genügend Fachpersonal gebe, um den Betrieb und die Sicherheit der Badegäste zu gewährleisten.

Der Start in die Freibadsaison verzögert sich: Das Hardtbergbad wird am 1. Juni noch nicht geöffnet, weil es nach Angaben der Stadt Bonn nicht genügend Fachpersonal gebe, um den Betrieb und die Sicherheit der Badegäste zu gewährleisten.

Foto: Bongartz

Das Hardtbergbad ist dicht ... ja sicher, so muss es sein! Alles andere wäre schließlich unverantwortlich! Aber geschlossen?! Das wirkt doch sehr irritierend und nicht nachvollziehbar. Zumal sich nach intensiver Gutachterprüfung herausgestellt hat, dass die unglücklichen Zwischenfälle, in denen das kompetente Personal an zwei aufeinander folgenden Tagen stark gefordert wurde, sich in keiner Weise auf Mängel im Bad zurückführen ließen. Grund genug, das Hardtbergbad wieder für den Betrieb freizugeben, und für die Freibadsaison vorzubereiten.

Und jetzt macht das Argument der städtischen Verantwortlichen diese Planung zunichte, weil diese aufgrund eines Personalmangels meinen, zum 1. Juni den Beginn der Freibadsaison nicht wahrnehmen zu können. Na, so was! Das wirkt doch eher konstruiert als notwendig!

Zwei Tage vorher gab es im Hardtbergbad noch nicht einmal eine schriftliche Informationen zu lesen über die für alle Besucher unerwartete Schließung dieses Bades (wohl dem, der einen General-Anzeiger zur Verfügung hat!). Auch das (noch vorhandene) Personal schien kaum informiert und vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein.

Macht ja auch nichts, dass Nutzer sich bereits eine Saisonkarte für das Bad in ihrer Nähe gekauft haben! Hier scheinen wohl doch andere Faktoren von Bedeutung gewesen zu sein als die "ungeahnte Personalknappheit" und die überraschte Feststellung, es handele sich tatsächlich um ein "nicht gut überschaubares Gelände".

Christa Spree und Christiane Schiermeyer, Bonn

Die Verwaltung sollte dankbar sein, dass ein paar Teenager im Hardtbergbad unlängst ihre Kräfte fahrlässig überschätzt haben. Jetzt hat man eine tolle Ausrede, um wieder am Sport in Bonn ein paar Euro sparen zu können - abseits aller Sonntagsreden, wie wichtig das Schwimmen gerade für Jugendliche doch sei. Man stelle sich vor: In unseren Breitengraden kann ein Freibad an maximal 100 Tagen im Jahr schwarze Zahlen schreiben - und die Stadt Bonn verzichtet auf diese wichtigen Einnahmen - wegen Personalmangels! Offenbar hat einen der plötzliche Sommeranfang "kalt erwischt".

Doch nicht nur die sogenannte "Öffentlichkeit" schaut nun durch den Zaun auf ein fertig hergerichtetes und schönes Freibad, erst recht der SC Hardtberg ist von dieser Schließung betroffen! Hatte sich der Verein schon damit abgefunden, wie jedes Jahr bei Wind und Wetter auf ein oder zwei Bahnen im Freibad mit allen Mannschaften trainieren zu "dürfen", während das benachbahrte Hallenbad "für die Öffentlichkeit" reserviert wird (die ein Verein offensichtlich nicht darstellt!), muss der Vorstand seine zahlreichen Mitglieder sowie sämtliche Schwimmkurse wahrscheinlich auf den September vertrösten, bis er den Kindern wieder das Schwimmen in großen Becken beibringen kann, damit oben Erwähntes nicht noch einmal passiert. Armes Bonn!

Robert Grauel, Niederkassel

Sowohl Bäderamt als auch Politik zeigen hier, wie dilettantisch an das Thema der Badeunfälle herangegangen wird. Zunächst bleibt festzuhalten: Wer nicht schwimmen kann, sollte nicht ins Schwimmerbecken planschen gehen! Diesen banalen Grundsatz lernt normalerweise jedes kleine Kind.

Es stehen auch entsprechende Hinweisschilder im Bad. Selber schuld, wenn man diese missachtet und dann Probleme entstehen. Unverständlich ist es, warum nun die regelmäßige Badegäste darunter leiden müssen, wenn das Hardtbergbad aufgrund fadenscheiniger Gründe geschlossen bleiben soll.

Julian Meyer-Kossert, Bonn

Einen solchen "gut überlegten" Schnellschuss der Stadt habe ich ja noch nie erlebt! Man schließt das einzige Sommerbad, das bei jedem Wetter Besucher hat. Dafür können jetzt in den geöffneten Freibädern bei 16 °C auch ganz eifrige Schwimmer "beobachtet" werden. Man bietet in diesen Bädern sicherlich auch Schwimmkurse für Kinder an. Aber dieser Vorfall hat wohl gepasst und das Ganze auch noch vier Tage nach der Wahl. Diesen Vorgang mit der Begründung nenne ich scheinheilig.

Karin Böhm, Bonn

Vergangene Woche fanden zwei erfolgreiche Reanimationen im Bonner Hardtbergbad statt. Ob jedoch auch eine dritte Reanimation, nämlich die des Bades selber, von Erfolg gekrönt sein wird? Der Fachkräftemangel in Bonner Bädern ist objektiv, aber mich beschleicht das ungute Gefühl, dass das Hardtbergbad nach dem Sommer seine Türen nicht wieder öffnen wird. Jedes Kind soll schwimmen lernen, aber wie praktisch, endlich ein Bad weniger in Bonn.

Als ich im vergangenen Jahr anfing, als Aushilfskraft im Hardtbergbad zu arbeiten, dachte ich noch, Rettungsschwimmerin sei dafür die korrekte Bezeichnung. Aber Arbeiten dort bedeutet neben der Beckenaufsicht Sozialpädagoge, Streitschlichter, Motivationstrainer, Schwimmlehrer und Flirtcoach zu sein. Die gesellschaftliche Bedeutung des Bades für den Stadtteil ist enorm. Dutzende von Kindern und Jugendlichen verbringen hier im Sommer Tag für Tag. Wohin werden die Dauergäste diesen Sommer ziehen?

Ja, vielleicht in die anderen Freibäder. Ab dem 1. Juni sind die Pforten des Hardtbergbades also dicht. Je früher mit der Reanimation begonnen wird, desto größer sind die Überlebenschancen. Zurück bleibt der Schock.

Leonie Schmidt, Bonn

Es ist nicht zu fassen! Schon wieder hat der Leiter des Bäderamts, Herr Herkt, einen Grund gefunden, das von ihm ungeliebte Hardtbergbad zu schließen! Personalmangel! Das kompetente Personal des Hardtbergbades, das laut der Umfrage bei der Bevölkerung zu den beliebtesten Bädern der Stadt gehört, wird nun auf andere Bäder verteilt, anstatt es durch Personal aus anderen Bädern zu verstärken. Gerade noch hat das Personal durch rasches und kompetentes Handeln bei zwei Vorfällen Schaden abgewendet.

Zur Belohnung wird es auf andere Bäder verteilt; das beliebte Bad wird geschlossen, und dafür bringen auch noch lokale Politikerinnen Verständnis auf! Unter dem früheren Leiter des Bäderamtes war es möglich, das Hardtbergbad als erstes Bad zu öffnen und dieses Bad attraktiv zu gestalten, insbesondere auch durch das zusätzliche Angebot des Kletterwaldes. Mit dem Wechsel in der Leitung des Bäderamtes ist alles anders geworden. Erst wird versucht, das Bad gänzlich zu schließen; als dies wegen Bürgerprotestes nicht gelingt, wird jetzt Personalmangel und Besorgnis um die Sicherheit vorgeschoben. Es muss doch möglich sein, die Öffnung der Bäder wie früher zu organisieren!

Das Melbbad, das erst ab Mittag öffnet und bei weitem nicht die Ausstattung wie das Hardtbergbad hat, ist jedenfalls kein Ersatz. Ich sehe nur Unwillen bei der Stadtverwaltung, dieses Bad weiter zu betreiben, und mir fehlt jedes Verständnis, das attraktivste Schwimmbad der Stadt monatelang zu schließen.

Elisabeth Haines, Bonn

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