Deutschland nur auf dem Papier gegen Ebola gerüstet

Zum Artikel "So wird bei einem Ebola-Verdacht in Deutschland verfahren", erschienen am 14. Oktober

Das deutsche Gesundheitssystem sei bestens präpariert, sagen Behörden und Politiker. Auf dem Papier ist Deutschland gerüstet. Dadurch scheint mit aber nicht schon gesichert, dass in der Realität alles reibungslos abläuft. Was ist, wenn der Patient nicht gleich vom Flughafen aus seinen Weg in eines der 50 Betten auf Isolierstationen findet, sondern in eine normale Klinik oder Hausarztpraxis?

Das Personal an Krankenhäusern ist an vielen Orten überlastet, zudem bräuchte es jetzt Auffrischkurse, wie man mit hochansteckenden Patienten umgeht. Zur Schwachstelle könnte der Übergang vom Hausarzt zur stationären Behandlung werden. Viele Hausärzte werden sich schon auf den Fall vorbereitet haben, dass ein Patient mit entsprechender Vorgeschichte - Ankunft aus Westafrika oder Kontakt zu einem Ebola-Kranken - vor ihnen sitzt.

Verkennt ein Arzt aber die Lage, gelangt der Patient unter Umständen erst mit Verzögerung in eine Spezialabteilung. Ist es da wirklich undenkbar, dass sich das Virus in Deutschland verbreitet?

Und was geschieht, wenn die 50 Isolierbetten voll belegt sind? Der neue Ebola-Beauftragte der Bundesregierung koordiniert zurzeit die Hilfe für Westafrika. Wäre es nicht richtig, ihn - über die Grenzen der Bundesländer hinweg - die innerdeutsche Virusabwehr koordinieren zu lassen?

Prof. Dr. Wolfgang Hachtel, Bonn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort