Der ehrliche Bürger ist in Bonn der Dumme

Zum Artikel "Bonn, Mekka der Schwarzfahrer", erschienen am 3. November

Mit einem Aufkleber in der Straßenbahn wird auf Strafen für Schwarzfahrer hingewiesen.

Mit einem Aufkleber in der Straßenbahn wird auf Strafen für Schwarzfahrer hingewiesen.

Foto: dpa-Zentralbild

Grundsätzlich stimme ich mit dem Autor Ihres Artikels darin überein, dass alles getan werden sollte, um Schwarzfahrten zu unterbinden. Aber: Als Einwohner von Sankt Augustin benutze ich gelegentlich die Linie 66 der Straßenbahn und kaufe dafür eine Streifenkarte.

Da die Wagen meist nur einen Entwerter an einem Ende haben, war es mir öfter in Stoßzeiten bei rappelvollem Wagen nicht möglich, zum Entwerter durchzudringen.

Obwohl ich willens war, meine Karte zu entwerten, wurde ich automatisch zum Schwarzfahrer gemacht. Ich vermute, dass es vielen anderen ähnlich ergeht, wenn sie nicht zufällig an der Tür mit Entwerter einsteigen.

In diesen Städten gibt es die meisten Schwarzfahrer
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In diesen Städten gibt es die meisten Schwarzfahrer

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Ich möchte dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg empfehlen, mehr Entwerter anzubringen, um diese Art des erzwungenen Schwarzfahrens (bei dem man sich als ehrlicher Mensch nicht wohlfühlt) zu vermeiden.

Heinz Gummlich, Sankt Augustin

In dem Artikel wird behauptet, beim Schwarzfahren handle sich um einen Volkssport bei uns. Durch bis zu vier Prozent Schwarzfahrer entgingen den Stadtwerken Bonn (SWB) 250 Millionen Euro pro Jahr. Das entspräche einem Jahresumsatz von über sechs Milliarden Euro. Tatsächlich weisen die SWB nur 1,6 Milliarden Euro aus.

Bevor hier ein Shitstorm erzeugt wird, sollte vielleicht auch die andere Seite der Medaille betrachtet werden: Ein Ticket der meistbenutzten Kurzstreckenkategorie 1b kostet 2,80 Euro.

Da sind offensichtlich entgangene Beförderungsgelder bereits eingearbeitet. Die SWB sind für den Fahrgast im Zusammenhang mit dem restlichen ÖPNV zu sehen.

Mobile Fahrkarten-Automaten sind nur nutzbar, wenn man an der Haltestelle die erforderlichen Randdaten ermittelt hat. Zum Teil sind keine mobilen Automaten mehr vorhanden. Die stationären sind nur für Geübte vor Eintreffen des nächsten Zuges optimal zu nutzen. Und das nicht nur für Rentner aus der Eifel.

Zu Pützchens Markt wird eine günstige Rückfahrkarte angekündigt. Der Busfahrer kennt sie nicht. Fahrgäste warten ohne Informationen auf nichtdurchgeführte Fahrten, wechseln auf eigene Kosten zum Taxi. Bonn ist kein Mekka der Schwarzfahrer, sondern ein Dorado für hohe Preise bei wenig Leistung und Service.

Hans-Ulrich Kölling, Bonn

Ich bin seit drei Jahren als Dauerkartenkunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Bonn unterwegs und in diesem Zeitraum nur ein einziges Mal kontrolliert worden. Leider muss ich in den Bonner Verkehrsmitteln immer mal wieder Gespräche mithören, wo sich sogenannte Fahrgäste in die Richtung äußern, dass es sich nicht lohnen würde, einen Fahrschein zu lösen, da sowieso nicht kontrolliert würde. Leider muss ich das bestätigen.

Umso trauriger, dass eine Preiserhöhung für das nächste Jahr nur die Dauerkartenbesitzer treffen wird. Der Preis für Einzeltickets bleibt stabil, und die "Schlauen" fahren weiterhin ganz umsonst. Der Dumme ist in Bonn der ehrliche Bürger.

Horst Kaiser, Bonn

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