Der Westen muss umsteuern

Zum Artikel "Viele Hindernisse für eine Pufferzone" vom 10. Oktober

So sehr man Erdogan für seine Wirtschaftspolitik Respekt zollen muss, so sehr ist seine Außenpolitik zu verurteilen. Während in Syrien und dem Irak durch den IS Tausende Menschen abgeschlachtet und vertrieben werden, stellt Erdogan bezüglich eines Einsatzes gegen diese Terroristen zynische Vorbedingungen wie den gleichzeitigen Kampf gegen den souveränen Staat Syrien.

Natürlich ist Syrien keine lupenreine Demokratie mit dem gleichen Niveau an Menschenrechten wie etwa in Schweden. Aber: Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten der Region steht Syrien - beziehungsweise die Teile des Landes, die noch unter Kontrolle der Regierung sind - für ein säkuläres System, für die Tolerenz verschiedener Glaubensrichtungen und für einen breiten Zugang zu Bildung.

Auch dank der frühen Unterstützung terroristischer Gruppen in Syrien durch westliche, türkische und arabische Kräfte konnte der IS seine Stärke erhalten. Es wäre an der Zeit, dass der Westen sich von den Zielen Erdogans distanziert und bezüglich des Syrienkonflikts umsteuert. Ein erster kleiner Schritt wäre übrigens, wenn die deutsche Presse es unterlassen würde, ständig Syrien mit dem negativ belegten Begriff Regime zu belegen.

Dr. Sven Maertens, Bonn

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