Der Blitzmarathon sorgt weiter für eine Debatte

Zum Blitzmarathon in NRW und Kommentar "Tag des Diebes" von Ulrich Lüke vom 9. April sowie zu einem Leserbrief vom 12./13. April.

 Die einen sehen in den Tempokontrollen einen Beitrag zur Verkehrssicherheit, andere kritisieren die Polizeiaktion.

Die einen sehen in den Tempokontrollen einen Beitrag zur Verkehrssicherheit, andere kritisieren die Polizeiaktion.

Foto: Holger Arndt

Zur Kritik des bekennenden "Rasers" Herrn Schulte-Beckhausen an meinem Leserbrief zum Blitzmarathon NRW ("Dank an die Polizei") muss ich im Interesse des friedlichen Miteinanders auf unseren Straßen auf folgendes hinweisen.

Wir leben nicht im Wilden Westen der USA, wo jeder meinte entscheiden zu können, was Recht ist. Wir leben in einem Rechtsstaat, wo demokratisch entschieden wird, welche Regeln, wie zum Beispiel die Straßenverkehrsordnung, im Interesse der Gemeinschaft einzuhalten sind.

Keiner soll seine Freiheiten zum Schaden des anderen ausleben dürfen. Es geht nicht um Abzocke, wenn durch unsere Polizisten durchgesetzt wird, dass Geschwindigkeitsüberschreitungen auf unseren Straßen, die andere gefährden und töten können, nicht geduldet werden. Es gilt also für jeden, die örtlich geltenden Tempolimits - auch in den Tempo 30-Zonen und auf der B 56 - einzuhalten.

Dabei sollte man an die Schwächeren, die Kinder, die Alten, die Langsameren, an das Klima, die Umwelt und die Energieverschwendung denken und nicht meinen, es sei verantwortlich schneller zu fahren, wenn man es nur selbst für richtig erachtet. Dies wird von den meisten und von der Polizei nicht toleriert.

Auch bei mir hört die Toleranz, lieber Herr Schulte-Beckhausen, dann auf, wenn es darum geht, die Zahl der Toten und Verletzten im Straßenverkehr zu verringern. Der mit 113 Stundenkilometern in Bad Godesberg nach dem Blitzmarathon erwischte Autofahrer wurde zu Recht mit Bußgeld in Höhe von 480 Euro, vier Punkten in Flensburg und einem Fahrverbot von drei Monaten bestraft.

Otfried Klein, Bonn

Herr Klein ist offensichtlich der Meinung, dass man mit den Blitzkontrollen die Raser "erwischen" könne. Wäre schön, wenn es so wäre. Leider gehen der Polizei nur wenige Raser oder extreme (und somit gefährliche) Raser ins Netz, sondern in der Mehrzahl Autofahrer, die die Geschwindigkeit geringfügig überschreiten.

Leider wird beispielsweise in unserem Wohnviertel in Einzelfällen trotz einer nicht einsehbaren Kurve richtig gerast, aber geblitzt wurde hier noch nie. Warum wohl verzichtet die Polizei auf die Chance, hier verantwortungslose Raser zu "erwischen"? Die Tatsache, dass man beim letzten Blitzmarathon nicht die Blitzstelle bestimmen, sondern nur eine Stelle aus einer Liste auswählen konnte, lässt den Schluss zu, dass man den Bürger nicht überall vor Rasern schützen will, sondern nur an Stellen, wo sich das Blitzen lohnt.

Und es lohnt sich offensichtlich dann, wenn möglichst viele geringfügige Geschwindigkeitsüberschreitungen mit wenig Verwaltungsaufwand geahndet werden können. Dabei nimmt die Polizei in Kauf, dass ortskundige Raser nicht "erwischt" werden und ortsunkundige Fahrer, die im Schilderwald unterwegs sind, "erwischt" man so natürlich auch gut, wenn sie zum Beispiel auf der Suche nach einer Adresse sind, besonders in Tempo-30-Zonen.

Und als ich einen rasenden Verkehrsrüpel bei der Polizei anzeigen wollte, die den Bürger vor Rasern schützen soll, musste ich die doch sehr frustrierende Erfahrung machen, dass das Interesse der Polizei an solchen Fällen nicht besonders groß zu sein scheint. Man sollte daher beim Blitzmarathon darauf verzichten, das Ganze moralisch mit der Aussage zu verbrämen, man wolle den Bürger vor Rasern schützen. Und übrigens: Raub- oder Einbruchsopfer erleiden oft große, lang andauernde psychische Schäden - und davor sollte uns die Polizei schützen, auch wenn dadurch keine Einnahmen generiert werden können.

Gerd Wolter, Wachtberg

Herr Lüke, wir können Ihrem Kommentar nur zustimmen, denn die Einbrecher haben genau diese freie Bahn genutzt und sind mitten am Tag aktiv geworden. Die Polizei war ja an den in der Presse bekanntgegebenen Stellen tätig, also war der Bürger auf sich selbst gestellt. Uns hat an diesem Tag die aufmerksame Nachbarschaft vor größerem Schaden bewahrt, wofür wir sehr dankbar sind.

Es blieb bei einem Versuch, an Fenster und Türen entstand jedoch erheblicher Schaden. Diese Kosten zahlen am Ende wir alle mit unseren Versicherungsprämien, und wenn die Versicherungsgesellschaften die Prämien erhöhen müssen, sind wir alle wieder die Dummen. Übrigens: In unserem kleinen Ort waren in diesem Jahr bereits mehr als zehn Einbruchsdiebstähle in Einfamilienhäuser, ein trauriger Rekord.

Dorothea und Klaus Keppeler, Hennef

In der Antwort des Herrn Schulte- Beckhausen finde ich mich als verantwortungsvoller Autofahrer wieder (Fahrleistung ca. 40 000 km im Jahr). Mein erster Gedanke beim Lesen des Leserbriefes von Herrn Klein war: Dieser Herr fährt ständig auf der mittleren oder linken Fahrspur mit Tempo 120, obwohl das Rechtsfahrgebot besteht, an das sich hierzulande eh kein Mensch hält.

Auch ich gebe zu, hin und wieder geblitzt zu werden, meistens an Stellen, die für die Sicherheit unserer Mitmenschen keine oder eine untergeordnete Rolle spielen - betrachte mich selbst aber nicht als "Raser".

Bernhard Ferdinand, Sankt Augustin

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