Demontage des universitären Kulturlebens droht

Zum Artikel "Drohende Stille im Collegium" von Bernhard Hartmann vom 27. März.

Seit mindestens 25 Jahren besuche ich mit meinen Schülern und Freunden regelmäßig die Konzerte des Collegium musicum. Wir sind von der Programmauswahl und der Qualität der Darbietungen begeistert und können nicht glauben, dass die bewährten Konzerte, bei denen Jugendliche und Laien kostenlos an die Musik herangeführt werden, plötzlich ein Ende haben sollen, obwohl der bisherige Dirigent bereit ist, die Arbeit interimsweise fortzuführen. Das darf ja wohl nicht wahr sein!

Barbara Max, Bonn

Als ich vor knapp 30 Jahren nach Bonn kam, war ich begeistert von den Konzerten des Collegium musicum und musste Schlange stehen nach Eintrittskarten. Einige Jahre war es mir dann vergönnt, als Mitspieler die fantastischen Konzerte national wie international von der Bühne aus miterleben zu dürfen.

Unvergessen dabei, wie sich die Zuhörer auf den Fensterbänken der Uni-Aula drängten. Unvergessen auch, wie es nach dem Fall der Mauer zu einem intensiven Austausch mit Osteuropa kam und wir die Musik einst verfeindeter Völker wechselseitig vor einer breiten und sehr interessierten Öffentlichkeit aufführten. Wir besuchten uns gegenseitig, ob in Warschau oder im Baltikum oder gar in Kaliningrad.

Ob Beethovens Eroica in Südamerika oder Mendelssohns Sommernachtstraum im Beisein von Staatsoberhäuptern in London: Stets war das Collegium musicum ein Repräsentant der friedliebenden Kultur einer Stadt, einer Universität und des ganzen Landes. Als ich von der Katastrophe einer drohenden Schließung des Collegium musicum gelesen habe, hat mich fast der Schlag getroffen.

Auffällig erscheint mir der zeitliche Zusammenhang mit der Schaffung der Position einer Kulturintendantin. Wozu bedurfte es dieses Amtes in einer gewachsenen und gesunden 60-jährigen Struktur? Nach welchem Verfahren wurde diese Position besetzt? Wer kommt für die Kosten auf? Was hat die Öffentlichkeit bisher darüber erfahren, was Frau Stadler für dieses Amt an musikalischer Qualifikation mitbringt? Hat sie jemals in Verbindung zur Tradition der musikalischen Einrichtungen gestanden? Ist sie dort den Studenten überhaupt begegnet? Wie kann es sein, dass binnen weniger Monate eine so lange Tradition zerstört wird? Der Artikel des General-Anzeigers offenbart einen Skandal, der dringend einer Korrektur bedarf. Andernfalls droht die rasante Demontage des universitären Kulturlebens.

Rolf Scholer-Everts, Sankt Augustin

Es erstaunt mich nicht, dass bisher keine Stimme aus den Bonner Ratsfraktionen zu vernehmen ist, die sich gegen den Imageschaden für die Stadt Bonn wendet, den die Verantwortlichen der Universität Bonn mit dem drohenden Aus für das Collegium musicum anrichten. Die kulturpolitische Dürre in der Stadt Bonn scheint zielstrebig in die Wüste zu führen. Ob Theaterintendanz, die Diskussion um die Beethovenhalle, die Kürzungen im Kulturetat - die sogenannten "weichen" Themen scheinen für die meisten Ratsmitglieder wenig interessant zu sein, weil sie vermeintlich nur eine kleine Minderheit der Bürgerinnen und Bürger interessieren und somit keine Wählerstimmen zu gewinnen sind.

Ich war anfangs der 1960er Jahre langjähriges Mitglied des Collegiums musicum und weiß, dass wir damals die volle Unterstützung der Universitätsgremien erhielten, obwohl die öffentlichen Kassen in unserem heute wieder so reichen Land damals noch leerer waren. Man wusste aber offenbar besser, welche Bedeutung Kultur nicht nur als ökonomischer Faktor für unser Gemeinwesen besitzt. Ich konnte deshalb auf all meinen beruflichen Stationen das hohe Lied über die kulturelle Atmosphäre der Stadt Bonn und ihrer Universität singen. Das gelingt leider nicht mehr.

Der junge Beethoven hat in der Schlosskirche der heutigen Universität Bonn eine frühe Anstellung gehabt. Die Stadt Bonn erinnert zu Recht bei vielen Gelegenheiten - jetzt wieder durch die Aufstellung einer Beethoven-Skulptur von Markus Lüpertz im Bonner Stadtgarten - an ihren großen Sohn. Auch aus diesem Zusammenhang wäre es für die politisch Verantwortlichen der Stadt geboten, ihr Musikleben auf allen Ebenen zu stärken und ihren Einfluss gegenüber der Universität geltend zu machen, indem sie sich für die Erhaltung des kulturellen Botschafters "Collegium musicum" einsetzen

Hans Jürgen Schulze, Berlin

Das Collegium Musicum abschaffen? Die Universität konnte jahrzehntelang davon profitieren, dass junge begabte Musiker ihr Können kostenlos in den Dienst der Alma Mater stellten. Neben den großen Sakralbauten und einer aufgeklärten Öffentlichkeit zählt das Symphonieorchester zu den höchsten kulturellen Errungenschaften der westlichen Zivilisation. Sollten jetzt die Kulturbanausen die Oberhand gewinnen?

Thomas Tack, Bonn

Wie viele andere bin ich einfach nur fassungslos. Es kann doch nicht möglich sein, dass man eine so lange und erfolgreiche Arbeit wie die des Collegium musicum der Universität Bonn einfach aufs Spiel setzt, als sei es nichts. In den 1970er Jahren war ich Mitglied in dem von Herrn Prof. Dr. Emil Platen (unter uns Studenten liebevoll nur "der Emil" genannt) grandios geleiteten Chor des CM.

Das war Singen auf sehr hohem Niveau in einer entspannten und fröhlichen Atmosphäre, die uns immer wieder den Stress des Studiums vergessen ließ. Unvergesslicher Höhepunkt: die Aufführung von Bachs h-moll Messe im WS 78/79.

Inge Mosebach-Kaufmann, Bonn

Der Vollständigkeit halber sollte man darauf hinweisen, dass vier Uni-Klangkörper (Camerata Musicale, Kammerchor, Jazzchor und Bigband, zusammen immerhin ca. 150 Mitglieder) von den im Artikel dargestellten Turbulenzen nicht betroffen sind.

Fabian Leinen, Bonn

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