David-Garrett-Konzert: Kritik an der Kritik

Zur Rezension "Der Popstar kann es", erschienen am 2. Juni

Die Ausführungen der Journalistin im General Anzeiger vom 2. Juni zum Auftritt von David Garrett strotzen nur so von Überheblichkeit gegenüber den Konzertbesuchern. Sie qualifiziert sie ab als einen Haufen Fans, die nur eines gestylten Popstars wegen gekommen seien, eine Show sehen wollten und von klassischer Musik keine Ahnung hätten. "Von klassischer Musik wissen sie nicht viel und klatschen zuverlässig in jede Satzpause, wenn ihr Idol einmal nicht attaca weiterspielt."

Diese Aussage ist schlichtweg eine Unverschämtheit. Es waren so gut wie keine jugendlichen Fans von David Garrett da, sondern durch die Bank ältere, gestandene Musikfreunde, von denen fast jeder, mit dem ich gesprochen habe, selber musiziert. Darüber hinaus "fidelt" Garrett nicht, sondern spielt herausragend Geige. Zum Schluss meinte Frau Lohmann noch betonen zu müssen, dass die Zugabe von Garrett, die sie selbst als hochseriös bezeichnet, für die unbedarften Fans eine Zumutung gewesen sei, aber sie hätten wenigstens nicht gehustet. Derartige Kommentare zu einem hochklassigen Konzert und sehr interessierten und kundigen Zuhörern sind unangemessen.

Dr. Helmut Schmersal, Bonn

Zu Ihrer Besprechung des jüngsten Klassik-Konzerts von David Garrett in der Kölner Philharmonie möchte ich gerne etwas sagen. Ich war zwar nicht in Köln, aber ich habe das Konzert mit dem gleichen Programm am 26. Mai in Neu-Ulm in der Ratio-Pharm-Arena gehört.

David Garrett ist ein außergewöhnlicher Mensch. Er ist ein technisch und musikalisch exzellenter Geiger, das steht außer Frage. Wie er sich kleidet, ist für die Qualität seiner Musik gleichgültig. Etwas ganz Besonderes ist jedoch die Wirkung, die er mit klassischer Violin-Musik auf seine Zuhörer hat. Er verändert sie mit der Geige. Ich habe es an dem besagten Abend erlebt. Mit dem ersten Takt von "Frühling" breitete sich absolute Stille aus. Es war, als fasste der Geiger mit seiner magischen Geigenhand in das Innere der Menschen und öffnete verschlossene Türen.

Ein spätbarockes Violinkonzert ergriff von den Menschen Besitz. Ich habe Menschen in Opern und Konzerten weinen sehen. Aber so viele strahlende Augen, so viele versunken lächelnde Gesichter und so viel offen gezeigte Freude wie nach Vivaldis "Vier Jahreszeiten" und Bachs "Sarabande" habe ich nicht gesehen. Wir sollten stolz sein, dass es einen jungen Violin-Virtuosen wie David Garrett gibt, der den Menschen die Scheu vor klassischer Violin-Musik nimmt und ihnen Freude daran bringt!

Brigitte Domke, Königswinter

Ich bin sehr verwundert über den Artikel des David-Garrett-Konzertes in der Kölner Philharmonie und frage mich, ob die Kritikerin im gleichen Konzertsaal saß und sich intensiv mit der Karriere von David Garrett auseinander gesetzt hat. " Der Popstar kann es" - ja, er kann es, er ist ein außerordentlich begabter Violinist, seine Klassiktouren jedes Jahr sofort ausverkauft und dazu gibt er "auch" Crossover-Konzerte. Es ist mittlerweile einfach langweilig geworden, dass er sich dafür rechtfertigen soll, warum er auch rockige Musik macht oder in Boots klassische Konzerte spielen kann.

Musik empfindet jeder anders, viele Menschen mit dem Herzen, was spielt es also für die Herren und Damen für eine Rolle, dass das Publikum nicht typisch für ein Konzert in der Philharmonie gewesen sein soll? "Was ihm fehlt, ist das richtige Publikum." Ich bin wirklich erschrocken über diese Aussage, wer "darf" denn zu einem klassischen Konzert in die Philharmonie gehen? Reiche, gebildete Leute mit der allgemeinen Hochschulreife? Es ist anmaßend, so einen Kommentar über "uns" abzugeben, und das im 21. Jahrhundert!

In der Kölner Philharmonie wurde kaum fotografiert, wie anders dargestellt in dem Artikel, da passen ja alleine die Mitarbeiter schon sehr gut auf. Sachlich falsch ist auch die Aussage, dass das Publikum zuverlässig in jede Satzpause reingeklatscht habe.

Wird es da nicht langsam mal Zeit, anzuerkennen, was David Garrett mit und durch seine Musik schafft? Ist es nicht genau das, was wir loben sollten, damit die klassische Musik und die Kultur weiterlebten? Muss Musik ein Privileg sein, dass nur einer bestimmten Gesellschaftssparte "zusteht"? Das wäre traurig und mit Sicherheit nicht das, was Musiker erreichen möchten. Sie möchten die Menschen berühren, ihnen etwas schenken, weitergeben, anregen! Genau das schafft David Garrett, und seine Fans sind ihm dafür mehr als dankbar

Katja Lenzen, Aachen

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