"Das deutsche Jagdrecht ist das beste in Europa"

Zu den Artikeln über das geplante neue Landesjagdgesetz in Nordrhein-Westfalen sowie zu Leserbriefen dazu

 Ein Jäger geht bei Sonnenuntergang mit seinem Hund auf die Jagd.

Ein Jäger geht bei Sonnenuntergang mit seinem Hund auf die Jagd.

Foto: dpa

Jäger dürfen keine Katzen mehr schießen - mit der Ausnahme, wenn diese Katzen beim Wildern erwischt werden. Die Jäger behaupten, durch Katzen sind viele unserer Singvögel ausgerottet oder vom Aussterben bedroht. In einem Artikel heißt es, über 10 000 Katzen wurden in der letzten Saison in NRW erschossen. Diesem Artikel stelle ich gegenüber:

Seite dem 1. September ist fast überall in Europa die Jagdsaison eröffnet. Unsere Zugvögel, Enten, Gänse, Watvögel und Tauben sind ebenso zum Abschuss freigegeben wie Drosseln, Stare und Lerchen. Etwa 6,8 Millionen Jäger gehen in Europa auf die Pirsch und schießen ganz offiziell 100 Millionen Vögel im Jahr.

Vielen Jägern reicht das leider nicht. Die Verwendung von Fallen und Netzen und der illegale Abschuss geschützter Arten sind in Südeuropa immer noch verbreitet. Unter dem Deckmäntelchen angeblicher Tradition oder aus Profitgier stellen Wilderer weiter unseren Zugvögeln nach.

Aber nicht nur in Südeuropa, auch hier in NRW ist die illegale Vogelverfolgung bekannt. 2012 und 2013 sind alleine 94 Fälle zur Anzeige gekommen. Neun Jäger wurden verurteilt. Leider nur zu Geldstrafen zwischen 800 und 3600 Euro. Neben dem Mäusebussard haben besonders der Habicht und der gefährdete Rotmilan stark unter Vergiftung, Fang und Abschuss zu leiden.

Fakt ist, dass die Vögel viel mehr durch Menschen als durch Katzen bedroht sind. Es ist ja auch durch das Aussterben anderer Tiere bekannt: "Das größte Raubtier ist der Mensch!"

Barbara Dill, Wiehl

Ich bezweifle ernsthaft, dass in NRW 7600 Katzen außerhalb von 200 Meter vom nächsten Haus angetroffen werden. Meines Erachtens wird diese Entfernung von Jägern "über den Daumen" abgeschätzt und dann geschossen.

Wenn eine Katze, wie der Präsident des Landesverbandes NRW behauptet, im Jahr 1000 Sing- und Wildvögel erbeuten soll, erscheint mir dass doch etwas weit hergeholt. Vor allem, wie haben das Jäger eigentlich festgestellt? Das dürften wohl auch nur Vermutungen oder Schätzungen der Jäger sein. Wahrscheinlich soll den Bürgern das Verständnis für die Notwendigkeit der Tötung vermittelt werden.

Also würden nach Angaben der Jäger in NRW im Jahr bei 7600 Katzen mal 1000 Vögel, das sind 7 600 000 Vögel, von Katzen in 200 Meter Entfernung von einem Haus erbeutet. Das kann doch wohl nicht stimmen. Hochgerechnet auf die anderen Bundesländer wären das riesige Mengen, die überhaupt nicht belegbar sein können.

Das bedeutet natürlich nicht, dass ich es gut finde, dass Katzen Vögel fangen. Aber es sollten nicht diese "Mondzahlen" in die Welt gesetzt werden. Nachprüfbare Zahlen würden hier hilfreicher sein.

Willi Gies, Hennef

Wenn Herr Müller-Schallenberg in seinem Interview sich für den Abschuss von verwilderten Hauskatzen ausspricht, ist das korrekt. Jeder Jäger ist bestrebt, reinrassige Wildkatzen im Revier zu haben. Da kann man keine Freigänger-Stubentiger zulassen.

Die derzeitige rot-grüne Landesregierung in NRW, unterstützt von immer mehr "ehrenamtlichen Naturschutzverbänden", ist auf dem besten Weg, die Privatwaldbesitzer mit kleineren Flächen zu enteignen. Die Öffnung des Privatwalds in den 1970er Jahren zur Nutzung für die Freizeitgestaltung der Wanderer wird heute von Joggern, Reitern, für Geocaching oder eine GPS-Rallye in Anspruch genommen. Oft zum Nachteil der Eigentümer und der Steuerzahler, die selbstverständlich die Kosten übernehmen müssen.

Dazu passt der Leserbrief von Herrn Andreas König aus Swisttal, wo man sich von einer Jagdlobby in seinem Freizeitvergnügen gestört fühlt. Als Geländereiter moniert man die teilweise sinnlose Reitwegegesetze in NRW. Die Reiter haben eine große Lobby, sie Reiten fast ausschließlich auf unserem Eigentum.

Bei einem Kosten-Nutzen-Vergleich mit der Hundesteuer zur Pferdeabgabe fehlen in den Kassen der Kommunen oft 100 000 Euro. Bleibt die Frage, wie lange unsere hoch verschuldete rot-grüne Landesregierung sich das noch leisten kann? Für eine gerechte Beamtenbesoldung sind keine Gelder zur Verfügung.

Die Jagdausübung ist eine Vereinbarung der Eigentümer mit dem Jagdpächter. Das deutsche Jagdrecht ist das beste Jagdrecht in Europa. Auf die Wahnsinnsvorstellungen bei den neuen Jagdrechtsänderungen sollte man auf Querulanten und Neider nicht eingehen. Die Leistungen, die in den meisten Revieren durch Streuobstwiesen, Ruhezonen zum Schutz vor den Joggern, Reitern mit Hunden und so weiter auf freiwilliger Basis angelegt wurden, minimieren im Wald den Verbiss und tragen zur Naturverjüngung in unseren Waldbeständen bei.

Josef Faßbender, Alfter

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