Das Spiel der Griechen ist sehr durchsichtig

Zur Krise in Griechenland

Ich finde es erschütternd, wie sich Frau Merkel und Herr Junker in der Griechenlandkrise verhalten und nicht den Mut haben, endgültig weitere Hilfe für Griechenland abzulehnen, obwohl das Spiel der Griechen doch sehr durchsichtig ist. Die Befürchtung, dass andere europäische Staaten wie Portugal und Spanien ebenfalls die Eurozone verlassen würden, wenn Griechenland aus ihr ausscheiden sollte, ist abwegig, zumal diese Staaten auf dem besten Wege zur Überwindung ihrer Krise sind.

Selbst wenn weitere Staaten die Eurozone verlassen sollten, um von Sparauflagen der Kredite gebenden Institutionen befreit zu werden, würde das langfristig den Euro eher stärken, denn der Eurozone würden dann weniger Staaten angehören, die eine unsolide Finanzpolitik betreiben. Sollte es wegen einer Insolvenz Griechenlands, zu Turbulenzen auf den Geld- und Finanzmärkten kommen, so wären sie mit Sicherheit nur kurzfristig, denn Griechenland ist wirtschaftlich kein wichtiger Faktor in der Weltwirtschaft.

Viel realistischer ist dagegen die Befürchtung, dass es sehr viel schwieriger sein würde, bei anderen EU-Mitgliedern Haushaltsdisziplin durchzusetzen, wenn Griechenland nicht mehr oder in zu geringem Umfang verpflichtet wird, notwendige Schritte zu unternehmen, um in absehbarer Zeit einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, denn darum geht es bei den Forderungen der Troika.

Auch die Befürchtung, dass Athen sich enger mit Russland verbinden und sich von der EU und der Nato abwenden würde, ist nicht gerechtfertigt, denn auch Russland könnte Griechenland nicht immer wieder finanziell unterstützen. Nur wenn Griechenland gezwungen wird, sich ernsthaft selbst um eine Gesundung seiner Finanzen und seiner Wirtschaft zu bemühen, kann die Krise überwunden werden.

Fritz von Rottenburg, Bonn

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