Das Dilemma der Diplomatie

Zu Holger Möhles Kommentar "Merkels Regierungserklärung zur Ukraine - Angst vor der Eiszeit" vom 14. März

Herr Möhle hat recht, wenn er die vom Westen angedrohten Sanktionen gegenüber Russland als wenig wirkungsvoll ansieht. Hier zeigt sich ein Dilemma der westlichen Politik: Diplomatie als friedliche Konfliktlösungsstrategie funktioniert nur, wenn auf der Gegenseite ebenfalls ein Interesse an einer für beide Seiten akzeptablen Lösung vorhanden ist. Wenn aber Putin auf das Recht des Stärkeren setzt, ist die Diplomatie schnell am Ende. Er hat anscheinend von Hitler gelernt, der ebenfalls die allmähliche Ausdehnung Großdeutschlands mit unfriedlichen Mitteln erfolgreich (jedenfalls bis 1939) betrieben hat, weil der damalige "Westen" - besonders Großbritannien und Frankreich -, kein Interesse an einem Krieg hatte und deshalb Teile der Tschechoslowakei geopfert hat.

Putin wird erst Ruhe geben, wenn er sehr deutlich gezeigt bekommen hat, dass der Einsatz kriegerischer Mittel bei der Schaffung eines "Groß-Russlands" auch für Russland harte Konsequenzen haben würde. Ob aber der Westen, insbesondere Europa, bereit ist, hart genug zu reagieren, darf bezweifelt werden. Wir brauchen russisches Gas (dank diverser SPD-Regierungen, die uns in diese Abhängigkeit gebracht haben!) und unsere Industrie braucht den russischen Markt. Die Idee aber, dass die Ukraine in den heutigen Grenzen ihre Zukunft selbst entscheiden können soll, halte ich für Wunschdenken. Dieser Zug ist abgefahren. Wir leben in interessanten Zeiten!

Michael Küpper, Sinzig

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