Christian Wulff und die Medien

Zum Kommentar "Der Fall Wulff - Gewonnen und verloren" von Holger Möhle, erschienen am 14. Juni

 Nach dem Prozess: Ex-Bundespräsident Christian Wulff im Landgericht Hannover.

Nach dem Prozess: Ex-Bundespräsident Christian Wulff im Landgericht Hannover.

Foto: dpa

Nun ist der Fall Wulff abgeschlossen. Wulff wurde freigesprochen. Nicht einmal der Nachweis einer Vorteilsnahme in Höhe von rund 750 Euro wollte gelingen. Und wie sieht die zusammenfassende Stellungnahme des GA dazu aus? Wulff sollte "ehrlich darüber nachdenken, wie viel Nähe zu Freunden aus der Wirtschaft höchsten politischen Ämtern wirklich gut tut." Unglaublich, wie kurz das Gedächtnis der Presse zu sein scheint. Kein Wort zur eigenen Rolle in dieser Affäre.

Kein einziges kritisches Wort über das Kesseltreiben mit seitenlangen Artikeln voller Unterstellungen und Vorverurteilungen. Besonders ist mir die moralische Entrüstung der Presse in Erinnerung geblieben, als Wulff nicht bereit war, die unglaubliche Zahl von 400 Journalistenfragen öffentlich zu beantworten. Haben Sie das wirklich alles vergessen oder verdrängt? Ist die Unschuldsvermutung nicht auch für Sie ein Grundpfeiler der Menschenrechte?

Dirk Schindler, Rheinbach

An dem Leitartikel ist interessant, was nicht gesagt wird: Dass nämlich die Medien eine kurzsichtige bösartig voreingenommene Hetzkampagne gegen Wulff betrieben und damit die Staatsanwaltschaft vor sich her getrieben haben, unverhältnismäßig und wie sich nun herausgestellt hat, auch unberechtigt strafrechtlich verfolgt zu haben. Statt einzuräumen, Wulff und der Bundesrepublik Schaden zugefügt zu haben, wird in kleingeistiger Weise "nachgetreten", gegen Wulff habe ein hinreichender Tatverdacht vorgelegen und er habe Nähe zu Freunden aus der Wirtschaft gesucht.

Was soll das? Der Prozess hat doch gezeigt, dass dieser Tatverdacht unberechtigt und falsch war, und im Übrigen steht es auch einem Bundespräsidenten frei, welche Freunde er auswählt, solange diese unbescholtene Bürger sind. Man soll nicht mit Steinen werfen, wenn man im Glashaus sitzt.

Kurt Harzem, Bonn

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