Burschenschaften haben Traditionen

Zum Interview mit Laila Riedmiller (Grüne Jugend Bonn) "Wir sind die Fundis von heute", erschienen am 13./14. Dezember

"Und wir haben ein krasses Rassismus-Problem in Bonn und echt eine Menge rechte Gruppen und Burschenschaften." So wird Laila Riedmiller von der Grünen Jugend Bonn im GA zitiert.

Diese Äußerung, die Rassismus, rechte Gruppen und Burschenschaften in einem Atemzug nennt, ist leider häufig verbreitet, wird dadurch aber nicht richtiger. Bedauerlich ist, wenn solche unbegründeten Äußerungen aus dem Mund einer angehenden Akademikerin (Studentin der Politologie, nicht Ideologie) kommen.

Aus Sicht einer fundamentalistischen Jung-Grünen mögen Burschenschafter zwar politisch rechts stehen, sind es aber per se nicht. Die Burschenschaften, die nächstes Jahr ihr 200. Jubiläum feiern, sind urdemokratisch, basisdemokratischer als jeder Grünen-Ortsverband und vor allem toleranter als diese grüne Nachwuchspolitikerin.

Sie hat wahrscheinlich bisher nie mit einem Burschenschafter gesprochen oder ein Verbindungshaus betreten, weiß aber genau, dass Burschenschafter rassistisch sind (Wir Bonner Alemannen haben einen Spanier, einen Iren, einen Kolumbianer und einen Deutsch-Jamaicaner in unseren Reihen). Wir treten nicht nur für die Freiheit des Einzelnen, sondern auch für die Würde des Menschen ein ("Dem Biederen Ehre und Achtung" war der Wahlspruch der Urburschenschaft, der auch heute noch aktuell ist).

Meine Bundesbrüder haben Anfang der 1990er Jahre mit anderen Bonner Burschenschaftern in Mahnwachen vor einem Asylbewerberheim gestanden, als Frau Riedmiller noch nicht einmal geboren war. Wir setzen uns sogar für die Meinungsfreiheit der Leute ein, die uns am Liebsten aus der Stadt haben möchten, uns tätlich angreifen oder unsere Häuser anzünden, um uns mundtot zu machen. Es wäre schön, wenn unsere Gegner das uns auch zugestehen würden. Ein paar schwarze Schafe machen nicht Hunderte Bonner Burschenschafter zu Rassisten. Und die Vielfalt der Burschenschaften und anderen Studentenverbindungen ist deutlich bunter als viele meinen.

Michael Hacker, Altherrenvorsitzender der Burschenschaft Alemannia zu Bonn

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