Box-Gala im Telekom Dome war ein Tohuwabohu

Zum Artikel "Der WM-Kampf kann kommen" vom 14. April.

 Den Haken von Kevin Johnson (rechts) bekam Manuel Charr einige Male zu spüren.

Den Haken von Kevin Johnson (rechts) bekam Manuel Charr einige Male zu spüren.

Foto: Weber

Eigentlich wollte ich ja eine Sportveranstaltung besuchen, aber was da im Bonner Telekom Dome als große Box-Gala angekündigt worden war, kann man bestenfalls in die Kategorie "Viel Lärm um nichts" einstufen. Ein lautes Tohuwabohu, irgendwo angesiedelt zwischen misslungenem Discoabend, Musikantenstadl und Deutschland sucht den Superproll.

Geboxt wurde auch und zwar innerhalb der ersten vier Stunden ganze 19 (neunzehn) Minuten lang. Fast alle Vorkämpfe waren bereits im ersten Durchgang beendet, was nicht gerade für ein geschicktes Händchen des Veranstalters bei der Auswahl der Rahmenkämpfer spricht.

Zwischen jedem der Sekundenkämpfe lag dann eine Pause von etwa 40 Minuten, aufgelockert durch einen kurzen "Music Act von Weltklasse", der die ansonsten sehr geduldigen Zuschauer massenweise aus der Halle trieb, um sich derweil mit Getränken und Snacks zu versorgen. Überhaupt war es ein Kommen und Gehen, man hatte irgendwie das Gefühl, im Wartesaal auf einem Bahnhof zu sitzen.

Um 0:40 Uhr dann der Hauptkampf, in dem ein konzeptloser und sichtlich verkrampfter Manuel Charr versuchte, einen lustlosen und nur auf das Nötigste bedachten Kevin Johnson in die Schranken zu weisen, was in keiner Weise gelang. Im Gegenteil, der Amerikaner traf den Koloss von Köln nahezu beliebig mit der Linken, und wenn er dann mal einen rechten Haken losließ, sah es für den neuen Bonner Lokalmatador nicht gut aus.

Die Punktrichter, möglicherweise durch die lange Anfahrt und das anstrengende Tagesprogramm übermüdet - schließlich war am gleichen Tag noch die Generalversammlung des "Bund Deutscher Berufsboxer" in Hamburg gewesen -, sahen es anders. Sie machten Charr zum haushohen Punktsieger, eine Entscheidung für die man sich als Boxsportfreund nur schämen kann. Wem hätte ein "Unentschieden" weh getan?

Hans-Wilhelm Ermen, Kesseling

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