Bonn ist ein Beispiel, wie eine Stadt veröden kann

Zur Lärmproblematik bei Veranstaltungen in Bonn, Beschwerden von Anliegern und zu Bonn Olé in der Rheinaue

 Mickie Krause versetzte die Fans bei "Bonn Olé" in der Bonner Rheinaue in Feierlaune. Ein Lärmschutzbeauftragter kontrollierte, ob die Lärmgrenzwerte bei der Veranstaltung eingehalten wurden.

Mickie Krause versetzte die Fans bei "Bonn Olé" in der Bonner Rheinaue in Feierlaune. Ein Lärmschutzbeauftragter kontrollierte, ob die Lärmgrenzwerte bei der Veranstaltung eingehalten wurden.

Foto: Ottersbach

Bevor ich vor zwei Jahren nach Bonn gezogen bin, habe ich etwas ländlicher gelebt und muss sagen, dass man dort ungestörter und ungezwungener feiern kann. Man akzeptiert, wenn die Leute Spaß haben, denn letztlich fördern doch Feste - egal welcher Art - die Gemeinschaft.

Und dies ist doch in der Gesellschaft, speziell in den Städten, verloren gegangen. Bonn ist doch das beste Beispiel dafür, wie eine Stadt veröden kann und zur Provinz verkommt. Schade für die, welche sich ehrenamtlich engagieren, um der Gemeinschaft eine Freude zu machen und Spaß zu bereiten.

In Bonn ist der Dank ein Schlag ins Gesicht, weil man vereinzelten Nörglern Recht gibt und den großen Teil der Besucher bestraft, indem man alles verbietet oder maßregelt. Die Stadt Bonn ist nun gefragt, Abhilfe zu schaffen, damit Bonn eine lebhafte Stadt bleibt. Und zwar umgehend.

Thomas Waber, Bonn

Man möchte es eigentlich nicht glauben, aber leider ist es traurige Wahrheit. Jetzt setzen sich die Beschwerden so genannter Wutbürger auch im weiteren Umland der Bonner City fort.

Ich war bei der betreffenden Veranstaltung als Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Männerballette im Rahmen der Deutschen Meisterschaft von Anfang bis Ende anwesend. Vom Bühnenprogramm bekam man auch als Besucher abseits der Zuschauerplätze kaum etwas mit, und die angespannte Parksituation um den Telekom Dome ist seit Jahren bekannt.

Offensichtlich formiert sich ein einflussreicher Kreis von ruhebedürftigen Berufsnörglern in unserer Stadt, um den uralten Spruch aus anfänglichen Hauptstadtzeiten wieder mit Leben zu füllen: "Bonn ist halb so groß wie der Friedhof von Chicago, aber doppelt so tot."

Unverständlich ist auch, dass unsere Stadtspitze zu diesem Thema nicht eindeutig Stellung bezieht, sondern sich in Schweigen hüllt. Es darf doch nicht im Sinne der Bonner Bürger sein, dass diese Stadt aller Veranstaltungen beraubt wird.

Der OB tut wohl gut daran, nicht wieder zu kandidieren. So kann er auch nicht wegen nachweislicher Untätigkeit abgewählt werden. Schade um diese einst so lebendige Stadt.

Udo Ulmen, Bonn

Im Informationstext zum Lärmschutzbeauftragten, den der GA dem Bericht über Bonn Olé hinzufügte, heißt es, "die Schallwellen (können) so gut gesteuert werden, dass kaum etwas aus der Rheinaue nach draußen gelangt".

Das habe ich in Oberkassel unterhalb des Stingenberges am Samstagnachmittag aber ganz anders erlebt, ich hätte auf unserer Terrasse auch gut tanzen können. Soviel zur "punktuellen Beschallung".

M. Meyer-Tiburcy, Bonn

Ich bin 19 und in Bonn-Umgebung aufgewachsen. Als ich noch klein war, ist meine Familie öfter mit mir ins Zentrum der Stadt gefahren, diese Ausflüge waren für mich etwas Besonderes. Wir sind bei jeglichen Stadtfesten oder Großveranstaltungen dabei gewesen. Es gehörte zu uns, ich habe mir vorgenommen, dass später mit meinen Kindern auch zu tun, aber jetzt wird uns das genommen.

Natürlich sind diese etwas lauter, wir befinden uns auch in einer Stadt. Wenn ich Ruhe will, ziehe ich aufs Land. Vielleicht gab es auch öfter Probleme bei den Veranstaltungen, aber selbst diese gehörten dazu. All die Jahre kam man wunderbar mit den Veranstaltungen klar, war stolz darauf.

Bekannte aus anderen Städten kannten Bonn vor allem wegen der Klangwellen, Rheinkultur oder ähnlichem. Mittlerweile heißt es: Ach, Bonn, die leise Stadt. Was gibt es denn jetzt noch, was Bonn ausmacht, an dem die Bewohner aktiv teilnehmen können? Etwas, was nicht jede Stadt hat?

Wenn es so weitergeht, stirbt Bonn aus. Nichts mehr mit Freude, wie es im Logo steht, könnte ja zu laut sein. Man kann doch nicht einfach hingehen und den Menschen das Lebensgefühl, was in Bonn herrscht, wofür man Bonn liebt, nehmen.

Man schafft sein Kind ja auch nicht ab, nur weil es einem plötzlich zu laut ist, oder weil irgendjemand etwas dagegen hat. Es kann doch nicht angehen, dass irgendwelche Minderheiten anderen das nehmen, was ihnen lieb ist und die Stadtverwaltung es auch noch zulässt. Ich habe immer gedacht, dass man etwas für die Stadt tun will.

Falls es noch nicht aufgefallen ist: Man erreicht das genaue Gegenteil. Bonn soll Freude ausstrahlen, eine Stadt sein, in der man sich wohlfühlt, die durch ihre Veranstaltungen auch Zusammenhalt ausdrückt.

Bonn zerfällt, wenn nichts geändert wird. Wenn es doch das war, was erreicht werden sollte: Ihr habt es geschafft. Applaus. Aber psst, nicht zu laut!

Sara Schäfer, Swisttal

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